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Kronen Zeitung, 5. August 2018 |
Thomas Gabler |
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Wolf: Italienisches Liederbuch, Salzburg, Großes Festspielhaus, 3. August 2018
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Die Liebsten singen! |
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Die heiße Sommernacht draußen passte zu den Liebesgeschichtchen drinnen, im
großen Festspielhaus: Diana Damrau und Jonas Kaufmann versanken ganz im Sinn
von Hugo Wolf bei dessen „ Italienischem Liederbuch"in die Welt großer wie
kleiner, zarter wie energischer Gefühle.
Es ist ein kleiner Kosmos
an Liebesdingen ( aber nicht an Heiratssachen), der sich in Hugo Wolfs „
Italienischem Liederbuch" nach italienischen Liebesgedichten in der
Übertragung von Paul Heyse auftut. Heyses, 1860 verlegte Übertragungen,
schwelgen nicht in südländischem Temperament — was Wolf in seinen, von 1890
bis 1896 entstandenen Kompositionen widerspiegelt. Darin geht es also
weniger laut und impulsiv zu als gemütvoll und ein wenig kokettverspielt bei
Tändeleien.
„ Ihr seid die Allerschönste weit und breit ..."schwärmt
Jonas Kaufmann im vierten Lied, und die „ Schöne" Diana Damrau mit zu den
Stimmungen passenden Schals zum Abendkleid antwortet einige Kleinkunstwerke
später: „ Mein Liebster singt am Haus im Mondenscheine. Und ich muss
lauschend hier im Bette liegen ..." Diese Atmosphären sind der eine Teil des
Liederbuches, den die beiden Opernlieblinge mit viel Sentimentalität, aber
etwas nuancenarm einander und dem Publikum zutragen. Bei den Annäherungen
sind die beiden von Zärtlichkeit umfangen, dennoch klingen diese etwas lau,
mitunter sogar kühl.
Charmant, keck, voll Verehrung der Geliebten
(des Geliebten), aber auch Enttäuschungen: Diana Damrau mit enttäuschend
unklarer Diktion und Jonas Kaufmann illustrieren mit kleinen Gesten,
verheißungsvollen Blicken und Trotz die Lieder. Seltsam aber, dass das
klangliche Gesamtbild eines der Distanz bleibt. Man ist sich wohl
sympathisch. Mehr nicht? So scheint es zumindest die fast zwei Stunden lang.
Stimmlich sind beide, begleitet von Helmut Deutsch am Klavier, in
Höchstform, auch wenn die Verhaltenheit Einförmigkeit hervorbringt, das Herz
sich mehr im Gehabe als im Ausdruck reflektiert.
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