TZ, 5.2.2018
Gabriele Luster
 
Wolf: Italienisches Liederbuch, Philharmonie am Gasteig, München, 4. Februar 2018
Italienische Miniaturen
 
Ein bisserl nach "Goldenem Blatt" schmeckt die Lovestory heute, die im Italienischen Liederbuch aufgeblättert wird. Dass die 46 Lieder aus der volkstümlichen Liebeslyrik stammen, verhehlt der Nobelpreisträger Paul Heyse in seiner deutschen Nachdichtung nicht. Da wird geturtelt und geschäkert, geschmollt, getrotzt und zu guter Letzt wieder gekuschelt. Sie wären vielleicht längst vergessen, die harmlosen Verse, hätte sie Hugo Wolf nicht mit seiner Musik geadelt...

Im Konzertsaal begegnet man dem Italienischen Liederbuch selten. Umso erfreulicher, dass Diana Damrau und Jonas Kaufmann sich auf die "kleinen Dinge" (ihnen huldigt das erste Lied) einließen und am Sonntag damit den großen Gasteig füllten. Eigentlich gehören die Wolfschen Miniaturen in einen intimen Rahmen, aber das Strahle-Paar schaffte es, mit spontaner Direktheit einen Draht zum Publikum zu spannen.

Die 46 Lieder die Hugo Wolf zwischen 1890 und 1896 komponierte, wurden von den Interpreten in eine Reihenfolge gebracht, die einen Dialog simulierte und die beiden Stars zum Spiel animierte. Ob die Damrau mit grüner Stola bei "Gesegnet sei das Grün" kokettierte, ob sie ihren komödiantischen Witz sprühen ließ, schnippisch und zänkisch den Liebsten attackierte: Sie traf den rechten Ton. Und Kaufmann reagierte. Mit vorzüglicher Textverständlichkeit und ohne große Operntöne. Viel mehr riskiert er es, kurzatmig zu sein (Nicht länger kann ich singen).

Die beiden Opernstars bewegten sich auf Wolfs minimalistischen Abwegen sicher gelenkt vom erfahrenen Liedbegleiter Helmut Deutsch. Er nutzte seine Chance, in wenigen, oft improvisatorisch anmutenden Takten die Szenen einer Liebelei zu kommentieren, zu kontrastieren, fortzuspinnen oder mit einem ironischen Schlusspunkt zu beenden und steuerte hohen Klavier-Genuss bei.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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