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NDR, 09.02.2018 |
Das Gespräch führte Philipp Schmid |
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Wolf: Italienisches Liederbuch, Hamburg, Elbphilharmonie, 8. Februar 2018
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Damrau und Kaufmann in der Elbphilharmonie |
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Die Sopranistin Diana Damrau und der Tenor Jonas Kaufmann gehören zu den
begehrtesten Opernsängern unserer Zeit. So können sie sich Experimente
leisten. Jetzt im Februar touren die beiden mit einem ungewöhnlichen
Liederabend durch die großen Konzertsäle Europas. In Berlin, München und
Baden-Baden waren sie bereits - jetzt haben sie in der ausverkauften
Hamburger Elbphilharmonie gesungen. NDR Kultur Opernredakteurin Sabine Lange
war da.
Frau Lange, Diana Damrau und Jonas Kaufmann haben Hugo
Wolfs "Italienisches Liederbuch" im Gepäck, das ist selten zu hören. Wie
haben Sie den Abend erlebt?
Das war tatsächlich ein
ungewöhnlicher Abend, denn alle 46 Lieder des Italienischen Liederbuchs
führt heutzutage kaum noch jemand auf, und wenn dann zwei so hochkarätige
Sänger auf dem Podium sind und einer der besten - man kann ja schon sagen -
legendären Liedbegleiter, Helmut Deutsch, dann ist das schon fast ein
musikhistorisches Ereignis. Die drei haben sich auch für eine spezielle
Reihenfolge der Lieder entschieden. Das steht den Künstlern bei diesem
Zyklus frei. Sie haben thematisch sortiert und damit einen besonderen
dramaturgischen Bogen geschaffen. Sie wollten das Ganze wie eine
theatralisch aufgeheizte Liebesbeziehung zwischen Sopran und Tenor
inszenieren, in der es zarte und verliebte Phasen gibt, dann aber auch, wie
im wirklichen Leben, Streit und Eifersucht. In einem Interview hat Diana
Damrau gesagt, sie empfinde diesen Liederzyklus wie ein Theaterstück, in dem
zwei pubertierende Liebende miteinander flirten, aber eben auch kämpfen, und
zwar so kräftig, dass die Teller fliegen.
Diana Damrau gilt ja
als sehr spielfreudig, und auch Jonas Kaufmanns Charme erliegt das Publikum
regelmäßig. Wie sind die beiden in der Hamburger Elbphilharmonie angekommen?
Mir schien es, dass viele im Publikum mit hohen Erwartungen gekommen
sind, mit einer großen Neugier und Vorfreude auf das ungewohnte Werk. Da gab
es Fachsimpeleien im Foyer, Noten unter dem Arm, viele waren auch deutlich
festlicher gekleidet, als das sonst im Hamburger Musikleben der Fall ist.
Und obwohl viele erkältet waren, herrschte erstaunliche Disziplin, was
störende Geräusche betrifft. Die Akustik ist ja gerade bei einem so klein
besetzten Konzert in der Elbphilharmonie sehr heikel. Diana Damrau und Jonas
Kaufmann haben oft extrem leise gesungen, was diese kleinen, feinen,
poetischen Liebesgedichte ja auch erfordern. Da war zwischen diesen nur drei
Künstlern und den 2.000 Zuschauern eine innere Verbindung zu spüren, die
alles andere als selbstverständlich ist. Die drei wurden am Ende dann auch
entsprechend gefeiert.
Hugo Wolfs "Italienisches Liederbuch"
müsste für Jonas Kaufmann ja ein besonderer Leckerbissen sein. Er hat ja vor
kurzem erst seine Liebeserklärung an Italien in Form eines Albums "Dolce
vita" herausgebracht. Wie haben Ihnen die beiden gefallen?
Es
sind herausragende Sänger, keine Frage. Insbesondere Diana Damrau kann in
wenigen Sekunden ein Lied mit vielfältigsten Nuancierungen von innen heraus
zum Leuchten bringen. Das ist faszinierend zu hören. Jonas Kaufmann hat
dagegen lieber auf geradlinige Melodik gesetzt. Bei ihm hätte ich mir eine
differenziertere Phrasierung gewünscht. Was ich bei beiden auf Dauer etwas
schwierig fand, war ihr aufgesetztes szenisches Spiel. Diese Lieder sind
sehr fein, teilweise mit raffiniertem Witz und Ironie, da geht einiges
verloren, wenn die Sänger so überzeichnet und stereotyp agieren, fast wie
Soubrette und Operettentenor. Das fand ich wenig überzeugend. Die beiden
hätten der Musik, aber auch der Auffassungsgabe ihres Publikums mehr
vertrauen können.
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