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Kurier, 23.7.2018 |
Gert Korentschnig |
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Wagner: Die Walküre, Bayerische Staatsoper, 22. Juli 2018
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Gefeierte "Walküre“ mit Kampe und Kaufmann in München |
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Jubel für Dirigent Kirill Petrenko, Anja Kampe als Sieglinde und Jonas Kaufmann als Siegmund. |
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Jonas Kaufmann empfängt jeden Opernbesucher persönlich, lädt ihn zu einer
Tour durch die Bayrische Staatsoper, durch die Ballettsäle, durch den
Orchestergraben – und am Ende hängt der geneigte Musikliebhaber angeschnallt
neben einem Tenor in atemberaubender Höhe über dem Bühnenboden, singt
Puccini und wird vom Publikum gefeiert.
Tatsächlich?
Zumindest
in der Virtual Reality (VR) kann man das in München erleben, im Zuge eines
Filmes, der für die Opernfestspiele, die immerhin bis ins Jahr 1875
zurückreichen, produziert wurde. In den Aufführungspausen können Besucher
auf einem Opernstuhl im Königssaal Platz nehmen und mit VR-Brille das kurze
Spektakel sehen, an spielfreien Tagen werden solche Sessel über die Stadt
verteilt aufgestellt. Eine geniale Idee, um Oper für möglicherweise neues
Publikum mit der heutigen Medienwelt zu verschmelzen.
Einzigartig
Was Oper traditionell leisten kann, war am Sonntag, als Mesut Özil gerade
seinen Rückzug aus der Nationalmannschaft verkündete, im größten deutschen
Nationaltheater zu erleben: Bei einer Aufführung von Wagners „Walküre“, die
man zur Zeit nirgendwo anders auch nur annähernd auf diesem Niveau zu Gehör
bekommen dürfte.
Münchens Generalmusikdirektor Kirill Petrenko, der
den „Ring“ 2013 für Bayreuth erarbeitet hatte, brilliert mit dem Münchener
Orchester mit einer höchst präzisen, fein strukturierten, sensiblen,
dramaturgisch ausgefeilten, klangvollendeten Interpretation. Wolfgang Koch,
der mit Petrenko ebenfalls in Bayreuth als Wotan zugange war und diese
Partie nur mit diesem meisterhaften Dirigenten singt, ist ein Mensch von
einem Göttervater, ein nobel phrasierender, zutiefst bewegender Sänger, der
bei leichten Schwierigkeiten im wuchtigen Finale das einzig Richtige macht,
nämlich sich noch mehr zurückzunehmen.
Triumphal Anja Kampe ist
eine ideale Sieglinde mit dem Potenzial einer Brünnhilde (hat sie ja auch
bei den Salzburger Osterfestspielen schon gesungen), dieses aber nur selten
ausspielend, sondern stets auf innige Gestaltung fokussiert. Nina Stemme ist
diesfalls die echte Brünnhilde, kraftvoll in der Höhe, ausdrucksstark, bis
sie in den Schlaf gebettet wird. Ain Anger ist ein Hunding zum Fürchten,
Ekaterina Gubanova eine Fricka, der Wotan verständlicherweise verfallen ist.
Zum Triumph wurde der Abend aber vor allem auch für Jonas Kaufmann, der als
Siegmund in der kargen, in der Personenführung klugen Inszenierung von
Andreas Kriegenburg um so viel besser agierte als zuletzt als Parsifal in
München oder als Don Carlo in Paris. Kaufmanns „Winterstürme“ sind ein
Ereignis, seine „Wälse“-Rufe so irreal lange (wie schon auf CD), dass man
kurz glaubt, man befinde sich wieder in der Virtual Reality. Sein Siegmund
hat an Intensität gegenüber dem Debüt in New York 2011 sogar noch gewonnen. |
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