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Der Neue Merker, 9. Mai 2017 |
Johann Schwarz |
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Puccini: Tosca, Wiener Staatsoper, 8. Mai 2017
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TOSCA – diesmal wieder mit da capo |
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Angela Gheorghiu hatte die 2. Aufführung der Dreierserie des Puccini-Werkes abgesagt. Ob das am Erfolg ihres Partners
lag oder an einer Erkältung, wird sich nicht klären lassen. |
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Martina Serafin sprang kurzfristig ein und erntete zu Recht großen Beifall.
Sie stellte nicht die Diva, sondern die liebende Frau in den Vordergrund
ihrer Tosca-Interpretation. Sie kämpft mit aller Macht um ihren Geliebten
und überzeugt mit dieser Version das Publikum. Ihre große, gold-bronzen
schimmernde Stimme ist ideal geeignet für die Titelrolle. Vom Piano bis zum
Forte trägt die Stimme in jeder Lage. Sie phrasiert elegant und gewinnt der
Partie dadurch eine besondere Ausdruckstiefe ab. Jonas Kaufmann war diesmal
gut eingesungen und setzte seinen baritonal eingefärbten Tenor schon bei
reconditaarmonia ideal ein. Wie er den Schlusston ins Pianissimo
zurückzieht, ist vorbildlich. Die Höhen bei vita mi costasse und die
Vittoria-Rufe explodieren förmlich. Seine reizvollen Pianissimotöne, die er
zum besonderen Ausdruck benutzt, begeistern. Das ausgesprochen angenehme
Timbre und die ungemein gekonnte Phrasierung tragen zu einer Spitzenleistung
entscheidend bei. Er ist ein offener, sehr natürlicher Schauspieler, der als
Künstler, Revolutionär und liebender Mensch vollkommen überzeugt. Und dann
wieder der Wirbel im 3.Akt. Nach der Sternenarie, die er einfach hinreißend
aus dem Pianissimo haucht, ein fast 10-minütiger Applaus. Der verunsicherte
Dirigent, der in der 1. Aufführung der Serie keine Wiederholung zuließ,
beriet mit den Stimmführern und es kam zum da capo. Das war natürlich sehr
verräterisch, weil man sich das nicht getraut hat, als die Gheorghiu sang.
Befürchtete man, dass sie nicht zur Bühne zurückgekehrt wäre?
Selbstverständlich erschien die Serafin sofort nach dem Ausklang der
Wiederholung und die beiden sangen ein wunderbares Abschiedsduett. Und noch
einmal ganz zum Schluss vor dem Sprung von der Engelsburg hielt man den Atem
an, weil man sich an den 2.12.2015 erinnerte, als Martina Serafin sich beim
unglücklichen Ankommen am Bühnenboden einen schweren Beinbruch zuzog. Es war
ihre erste Tosca nach dieser Vorstellung in Wien. Alles ging gut!!
Marco Vratogna bot einen gefährlichen, höchst unangenehmen Scarpia, völlig
der Rolle entsprechend. Sein größer gewordener Bariton mit dem grauen,
knorrigen Klang charakterisiert den sadistischen Polizeichef sehr gut. Der
2. Akt liegt ihm allerdings deutlich besser, als der 1., weil er beimTeDeum
Schwierigkeiten hat, sich Gehör zu verschaffen.ClemensUnterreiner ist
stimmlich und darstellerisch ein idealer Angelotti. Paolo Rumetz
interpretiert den Mesner sehr eigenständig und eigentlich völlig losgelöst
von der Deutung Alfred Šrameks. Seine dunkle, üppige Baritonstimme passt
sehr gut zur Figur. Wolfram Igor Derntl hat für den Spoletta eine fast zu
schöne Stimme und ist eher verängstigt als gefährlich, was bei seinem Chef
kein Wunder ist. Mihail Dogotari ist ein unauffälliger Sciarrone. Ayk
Martirossian debütierte am Haus als Schließer. Manami Ziervogel als Kind der
Opernschule zeigte einen angenehmen Mezzo. Orchester und Chor (Leitung:
Martin Schebesta) waren auf der Höhe.
Der an der Staatsoper in dieser
Serie debütierende Dirigent EivindGullberg Jensen versuchte eine dramatische
Gangart. Leider waren Chor, Orchester und Solisten nicht immer beisammen,
was besonders beim TeDeum auffiel.
Viel Beifall für die
Protagonisten.
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