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Die Presse, 11.10.2017 |
Von Josef Schmitt |
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Verdi: Don Carlos, Paris, 10. Oktober 2017
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Familientragödie um ein Teufelsweib |
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Unter Philippe Jordan sang Elina Garanča an Jonas Kaufmanns Seite die Eboli. |
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Verdis „Don Carlos“ war einst für Paris gedacht – und konnte aus Gründen der
Aufführungspraxis nur gekürzt auf die Bühne kommen. Nun spielt man in der
Opéra Bastille – wie zuletzt auch in Wien – jene Fassung, die der Komponist
ursprünglich vorgesehen hatte, ein wenig langatmig in manchen Szenen, aber
dank einer exzellenten Besetzung mit enormer Wirkung.
Wiens künftiger
Musikdirektor Philippe Jordan dirigiert mit viel Gefühl für Verdis
ausgreifende Spannungsverläufe, begleitet aber die Sänger aufmerksam und
ohne sie je zu übertönen. Das Pariser Publikum feierte ihn ebenso lautstark
wie Elina Garanča, die anlässlich der Premiere ihr mit Spannung erwartetes
Debüt als Prinzessin Eboli gab und glänzend reüssierte: Selbst in den
dramatischen Passagen spricht die Stimme mühelos an. Das „Schleierlied“
absolviert sie in brillanter Koketterie. In der Gartenszene überwältigt der
abrupt-eruptive Wechsel von der hoffnungslos Liebenden zur rasenden
Verstoßenen.
Jonas Kaufmann, zu Beginn noch ein wenig vorsichtig,
zeichnet in den Duetten mit der überzeugend höhensicheren Elisabeth Sonya
Yonchevas hypersensibel die psychische Entwicklung des Titelhelden vom
verliebten Teenager über den verzweifelt Liebenden bis zur resignierten
Selbstaufgabe.
Herrlich böse der Großinquisitor Dmitry Belosselskiy.
Von der Regie Krzystof Warlikowskis eher als kleinformatiger Diktator denn
als Herrscher der halben Welt gezeichnet: Ildar Abdrazakovs König Philipp.
Jubel, aber heftige Buhs für die Inszenierung.
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