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ioco, März 27, 2017
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Von Daniela Zimmermann |
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Giordano: Andrea Chenier, Bayerische Staatsoper, 22. März 2017
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„Leben in Leiden und Umbrüchen“ |
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Die Französische Revolution wird oft als Wiege unserer heutigen Demokratie
gefeiert. Doch der Umsturz der damaligen Machtverhältnisse war eine
„normale“ Revolution: Brutal, mörderisch und oft ungerecht. Lange hatten
geknechtete Untertanen die Willkür der Oberschicht, meist des Adels,
ertragen. In diese Zeit des absoluten, gnadenlosen Umsturzes führt uns die
Oper Andrea Chenier von Umberto Menotti Maria Giordano (1867 –1948),
welche erstmals an der Bayerischen Staatsoper aufgeführt wurde.
Regisseur Philipp Stölzl, als Filmregisseur bekannt, nutzt in seiner
Inszenierung die vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten des Films. Stölzl
und Heike Vollmer (Bühnenbild) teilen die Bühne in vier neben- wie
übereinander angeordnete Segmente, mit sich teilenden Räumen, einem
wuseligen überdimensionierten Puppenhaus ähnlich, dessen Bewohner in
historisch üppigen Kostümen (Anke Winkler) beständig und in vielen
Facetten das grausame Leben in der Zeit der Revolution, das Morden und
Quälen, sehr konkret abbilden.
Das erste Bild führt uns Luxus wie
Elend der Vor-Revolutionszeit vor Augen. Oben im Schloss, ganz in buntem
Rokokoambiente, tanzt ausgelassen die adelige Oberschicht eine Gavotte.
Unter ihnen schuftet das einfache Volk in dunklen Räumen. Der Dichter
Andrea Chenier (Jonas Kaufmann) gerät in die adlige Gesellschaft. Doch mit
Gedichten auf die Liebe und der Sympathie für die Unterdrückten fühlt er
sich dort deplatziert
Maddalena (Anja Harteros) die sensibel,
verträumte Tochter der Gräfin von Coigny (Doris Soffel), empfindet scheue
Wärme für Chenier, sie verliebt sich in ihn. Doch auch Carlo Gerard (Luca
Salsi), der von den Gedanken der Revolution radikal erfasste Diener der
Gräfin Coigny empfindet für Maddalena. Carlo Gerard ist das grausame
Gesicht der Revolution: verliebt in Maddalena, eifersüchtiger Rivale von
Andrea Chenier; vor keiner Gewalt zurückschreckend, um Maddalena zu
gewinnen; im Dunkel der Pariser Kanalisation duelliert sich Gerard mit
Chenier. Allein Maddalenas standhafte Liebe zu Chenier, überzeugt Gerard
von ihr abzulassen. Er ändert seine Meinung und versucht Chenier, vor dem
Tribunal zu verteidigen, leider vergebens. Das Volk will Cheniers Tod.
Spannend stellt Stölzl den Erfolg der Revolution in seinen Bildern
dar: Oben herrscht jetzt das Volk; unten wird der verarmte Adel
vertrieben, gefoltert, getötet. Auch Andrea Chenier wird inzwischen von
der Revolution verfolgt, die Liebe zu Maddalena läßt ihn bleiben, er wird
verhaftet und zum Tode verurteilt. Maddalena folgt traumatisiert wie
liebend Andrea Chenier in den Tod; beide enden unter der Guillotine.
Dieser Abend bescherte dem Publikum eine außerordentliche
Stimmenpracht. Allen voran Jonas Kaufmann, wieder voll genesen, lässt
seine kräftige, wohl timbrierte Tenorstimme warm, mit großer Strahlkraft
und Leidenschaft erklingen. Keine Spur der, in vermeintlichen
„Fachkreisen“ so merkwürdig intensiv, nahezu innig diskutierten Stimmkrise
war zu erkennen. Die Partie des leidenden, liebenden und stolzen Dichters
Andrea Chenier stellt Kaufmann überzeugend und differenziert dar.
Anja Harteros als Maddalena glänzt mit reiner Sopranstimme voller Lyrik
und Melancholie, wie auch mit dramatischer Wucht; sie singt mit spürbar
großen Gefühlen. Zart beginnt sie ihre große Arie „La mama morta“, um dann
zum Ende das Publikum mit wunderbarer Intensität zu beeindrucken. Den
Leiden der Maddalena gibt ihre Stimme spürbaren Ausdruck, ist gemeinsam
mit Jonas Kaufmann gefeierter Star des Abends.
Im dramatischen
Beziehungsdreieck mit Chenier und Maddalena agiert Luca Salsi als Carlo
Gerard als gieriger wie liebender Revolutionsfunktionär. Mit kräftigem,
sinnlichem Bariton, ist er ebenfalls gefeierter Sänger dieser Vorstellung.
Die weiteren Partien der Produktion sind ebenfalls blendend besetzt.
Omer Meir Wellber dirigierte das Bayerische Staatsorchester mit viel
Enthusiasmus trotzdem sensibel, differenziert und gibt somit den Solisten
wie auch dem Chor großen Raum zu musikalischer Entfaltung.
Andrea
Chenier im Nationaltheater München: Eine ungewöhnlich vielschichtige
Inszenierung die das Grauen der französischen Revolution, von einem
starken Ensemble wunderbar auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper
gebracht.
Der stürmische Beifall des Publikums wollte nicht enden.
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