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Onetz, 18.07.2016 |
Holger Stiegler |
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Konzert, Regensburg, Schlossfestspiele, 17.7.2016
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Zwischen Star-Tenor und Operetten-Star |
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Er wird weltweit als einer der besten Tenöre gefeiert. Am
Sonntagabend beweist Jonas Kaufmann auch bei den Schlossfestspielen in
Regensburg, dass diese Einschätzung nicht falsch ist. Sein Faible an diesem
Abend gehört aber eindeutig der leichten Muse.
"Gala-Abend"
ist schon der richtige Ausdruck für dieses besondere Konzert. Auf der Bühne
steht ein sympathischer Mittvierziger mit Sieben-Tage-Bart, meist ein
Lächeln auf dem Lippen und ausgestattet mit einer Stimme, die Frauen wie
Männer gleichermaßen berühren kann. Jonas Kaufmann ist nicht nur im Innenhof
des Regensburger Schlosses ein Publikumsliebling: Gut 3000 Zuhörer hängen an
seinen Lippen, beklatschen und bejubeln jede Arie, jedes Lied. Herrliches
Ambiente
Er kommt, er singt, er siegt: Kaufmann triftt den Geschmack
des Publikums an diesem lauen Sommerabend, in diesem herrlichen Ambiente.
Bis zu 160 Euro pro Ticket legen die Zuhörer hin, um den gefragten Startenor
live und hautnah zu erleben. Bereits seit Monaten ist das Konzert
ausverkauft. Wie das Programm Kaufmanns aussehen wird, ist schon lange zuvor
auf der Homepage des Festivals zu lesen und überrascht deswegen auch nicht:
Im ersten Teil vier Arien aus Werken von Giacomo Puccini, im zweiten Teil
Lieder aus Operetten und Unterhaltungsmusik aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Passend eröffnet wird das Konzert mit der "Festlichen Ouvertüre op. 96"
von Dmitri Schostakowitsch, dargeboten von den bei den Schlossfestspielen
bestens bekannten Hofer Symphonikern unter Leitung von Jochen Rieder. Drei
Puccini-Opern hat sich Kaufmann für seine Arien ausgesucht, unterbrochen von
reinen Instrumentalwerken, die das Orchester souverän interpretiert. Neben
den Arien "Donna non vidi mai" und "Guardate, pazzo" aus der Oper "Manon
Lescaut", in der Kaufmann 2014 und 2015 unter Hans Neuenfels an der
Bayerischen Staatsoper brillierte, sowie "Ecco la casa" aus Puccinis erster
Oper "Le Villi", fehlt auch die große Cavardossi-Arie "E lucevan le stelle"
aus "Tosca" nicht. Kaufmann gelingt es, dieses tausendmal gehörte Stück zu
neuem Leben zu erwecken. Der Münchner singt Puccini mit wohlklingender
Klangfülle und hinreißenden Spitzentönen, auch "gefährliche" Höhenzüge
meistert er locker. Bereits zur Pause geht ein Trommelfeuer an "Bravo"-Rufen
auf Kaufmann nieder. Auch dass Kaufmann, die Symphoniker und Dirigent Rieder
ein gut eingespieltes Team sind, macht den Opern-Part zu etwas ganz
besonderem. Vom Staub befreit
Mit viel Schwung geht es in den
zweiten Teil - das Programm lädt förmlich dazu ein. Die Ouvertüre aus Lehárs
"Das Land des Lächelns" gibt diesen Schwung vor. Anschließend bekennt
Kaufmann "Gern hab ich die Frau'n geküsst", gesteht ein "Du bist die Welt
für mich" oder erinnert "Im Traum hast Du mir alles erlaubt". Kaufmann
befreit diese und noch viele weitere Lieder vom Staub und der Patina, die
sie im Laufe der Jahre angelegt haben. Sie wirken frisch, auf eine positive
Art und Weise leicht, unbedarft und naiv. Etwas, was die Welt in den
unruhigen Zeiten von heute gut gebrauchen kann.
Für Jonas Kaufmann
sind die Stücke wie gemacht: Mit viel Charme kann er dabei den Sonnyboy
geben, ohne über sich hinauswachsen zu müssen. Zum Zuhören wirklich
hervorragend, gleichzeitig macht aber das Wissen, was man mit dieser Stimme
eigentlich alles auch singen könnte, schon etwas wehmütig. Drei Zugaben
Dem Publikum gefällt's, erst nach drei Zugaben - darunter "Dein ist mein
ganzes Herz" und am Ende "Frag nicht, warum ich gehe" - dürfen Kaufmann und
die Symphoniker die Bühne endgültig verlassen. Passend wäre auch Puccinis
große Arie "Nessun dorma" - naja, vielleicht gibt es ja beim nächsten Mal
wieder mehr Oper. |
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