Kurier, 03.02.2015
Gert Korentschnig
 
Giordano: Andrea Chenier, London, Royal Opera House, 20. Januar 2015
Sternderlnschauen in der Oper
Topproduktionen in London und München mit Jonas Kaufmann bzw. Diana Damrau im Vergleich.
 
Dass die Oper, mehr als andere Genres, Stars braucht, die das Publikum zu begeistern und die hohen Kartenpreise zu rechtfertigen vermögen, ist in den meisten Musiktheatern bekannt. Dass Stars alleine aber nicht ausreichen, um eine Produktion zu einer erfolgreichen zu machen, sondern dass auch zahlreiche andere Parameter von ebensolcher Wichtigkeit sind, lässt sich anhand zweier Neuinszenierungen zeigen: Umberto Giordanos "Andrea Chénier" am Royal Opera House Covent Garden in London sowie Gaetano Donizettis "Lucia di Lammermoor" an der Bayerischen Staatsoper in München.

Bezüglich des Starfaktors waren das die wichtigsten europäischen Opernpremieren im Jänner.

In London sang Jonas Kaufmann erstmals die Titelpartie in dieser Revolutionsoper, und die englischen Medien, von der Times abwärts, riefen ihn endgültig zum wichtigsten Tenor der Gegenwart aus. Zu Recht, denn Kaufmann begeistert auch als Chénier mit traumhaften schönem Timbre, intensiver Gestaltung, guter Höhe, reichlich Italianità und enormer Präsenz. Er allein kann die Neuproduktion, die danach in Peking und in San Francisco zu sehen sein wird, aber nicht auf eine ihm gebührende Höhe stemmen.

Zwar ist Željko Lučić ein adäquater Carlo Gérard, Eva-Maria Westbroek jedoch eine enttäuschende, zu schrille, in keiner Phase berührende Maddalena di Coigny. Sämtliche kleinere Partien sind schwach besetzt, zudem stellt Antonio Pappano am Pult des Royal Opera House Orchestras die Sänger durch enorme Lautstärke immer wieder vor Probleme. Die Inszenierung von David McVicar ist eine klischeehafte Klamotte. 30 Jahre lang war dieses Werk nicht in London zu sehen – viel anders wird es damals auch nicht ausgeschaut haben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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