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Der Neue Merker |
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Konzerte mit dem Kammerorchester Wien-Berlin: Mahler, "Lieder eines fahrenden Gesellen", Philharmonie am Gasteig, München, 6. Mai 2014 |
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München: JONAS KAUFMANN und das Kammerorchester Wien-Berlin
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Altes Sprichwort: Mit Speck fängt man Mäuse. Jonas Kaufmann war in diesem
Fall der Speck, der die Mäuse (das Publikum) in die Philharmonie lockte. Bis
auf den letzten Platz, incl. Podiumsplätze, war der Saal gefüllt. Nach der
Pause waren in allen Blöcken deutliche Lücken zu sehen – wie konnte das
passieren?!
Bei der Ankündigung sah das Publikum: Jonas Kaufmann! Da
müssen wir hin – das Drumrum eher zweitrangig. In der Reihe Vocalissimo war
man natürlich auf den Star-Solisten fixiert. Das Ganze entpuppte sich
allerdings als Kammerkonzert mit dem Kammerorchester Wien-Berlin (Musiker
der Wiener und Berliner Philharmoniker), Leitung und 1. Violine Rainer
Honeck, Solist Jonas Kaufmann.
Das bedeutete, dass das
Kammerorchester (17 Mann) mehr Programmplatz einnahm als der illustre
Solist. So kehrte bereits bei Mendelssohns einleitender „Symphonie für
Streichorchester Nr. 10 h-Moll“ etwas Langeweile ein (Frage: Kann man 17
Mann als Orchester durchgehen lassen? –zw. mit Flöte, Klarinette und Harfe
ergänzt). Man wünschte man sich mehr Antrieb vom 1. Pult, oder besser noch,
einen Dirigenten als Spiritus Rector. Aber man war ja immer noch in froher
Erwartung des Tenors. Bei Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ (in
Kammerbesetzung), überwiegend von Baritonen vorgetragen, war die Erwartung
groß, ebenso aber auch die folgende Enttäuschung. Sicher gibt es in diesen
Gesängen viele Pianophrasen, und Kaufmann hält sich, wie man weiß, gerne an
solche Vorgaben. Aber in derart übertriebenem Dauerpiano (zeitweilig schon
ans Markieren grenzend) muss das auch nicht sein, es gäbe ja auch noch ein
Mezzoforte, was gerade in diesem großen Saal besser gewirkt haben würde. So
wurde denn „Ich hab‘ ein glühend Messer“ zur Erholung fürs Publikum, konnte
man dabei doch endlich konstatieren, dass Kaufmanns Stimme durchaus intakt
war. Auch bei diesen Gesängen hätte ein Feuer in die Sache bringender
Dirigent gut getan.
Wohlwollender Beifall zur Pause. Danach dann die
o. a. Lücken in den Sitzreihen. Auch Richard Strauss‘ „Capriccio“-Sextett
schleppte sich bedauerlicherweise wenig beeindruckend dahin. Stärker in
Dynamik und Agogik Antonin Dvořáks 5-sätzige „Serenade E-Dur für Orchester
Op. 22“, für den Konzertrahmen zu lang, sodass das sonst doch so
disziplinierte Publikum ab dem 2. Satz nach jedem Satz klatschte, man hätte
doch zu gerne mehr vom Tenor vernommen. Der kam dann mit nur zwei Titeln
nochmal zum Zuge: Wagners „Träume“ (Wesendoncklieder), in einer wunderschön
verinnerlichten Wiedergabe, und Strauss‘ „Morgen“, erneut in extrem
zurückgenommener Weise.
Zum Schluss steigerte sich der Beifall
langsam bis zur Wunsch-Zugabe: R. Strauss‘ „Zueignung“, bei der Kaufmann
seine Stimme endlich los- und seinen Tenor glänzen ließ zum finalen „Habet
Dank!“
Dieses Kammerkonzert hätte vom Umfang des kleinen Ensembles
und Kaufmanns sehr zurückgenommener Vortragsweise her in den Herkulessaal
gepasst, dort gibt es allerdings nicht genügend Sitze…
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