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Wiener Zeitung, 15.12.2014 |
Daniel Wagner |
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Liederabend, Konzerthaus Wien, 13. Dezember 2014 |
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Schöne Töne vom schönen Mann
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Jonas Kaufmann gastierte mit einem Liederabend. |
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Wenn Deutschlands beliebtester Tenor auf Tournee geht, bleibt kein Auge
trocken. Ebenso geschehen im Wiener Konzerthaus. Eine Tausendschaft
leuchtend junggebliebener Mädchenaugen durfte unter gesitteter Aufsicht
ihrer ehelichen Anstandsdamen, Pardon, Herren, dem aktuell offenbar
schönsten Sänger der Klassikwelt zuschmachten. Was Jonas Kaufmann bot, war
allerdings wirklich unerhört schön: Robert Schumann und Richard Strauss,
zwei der musikalischen Stimmmeister, erschienen bei ihm in emotioneller
Innigkeit.
Zuerst Schumanns so persönliche zwölf "Kerner-Lieder" von
1840 - ein Zyklus aus Gesängen nach Justinus Kerner, der hier mit
fröhlich-waghalsigem Schauspiel begann ("Stirb, Lieb’ und Freud’" inklusive
gewöhnungsbedürftigen, aber dramaturgisch passenden Falsetts). Wobei der
Sänger doch das eine oder andere Lied brauchte, um sich in die
gefühlsintensive, immer kontemplativer werdende Welt des urromantischen
Naturells einzufinden: Titel wie "Stille Liebe", "Stille Tränen" oder "Alte
Laute" kommen nicht von ungefähr. Beeindruckend war jedenfalls die
Wortdeutlichkeit bei all den leisen Tönen.
Ja, Kaufmann frönte auch
diesmal seiner besonderen Fähigkeit - er ist und bleibt der Meister des
tragenden Pianissimo. Aus dem Nichts ließ er exakt intonierte Töne entstehen
(etwa in Strauss’ "Nacht" op. 10/3) und hielt sie ewig im Raum.
Klavierbegleiter Helmut Deutsch fand nicht nur die für ihn typische
souveräne Linie, sein Beitrag ging in dem persönlichen Zusammenspiel
organisch auf.
Weitere Hits aus den "Letzten Blättern" op. 10, von
der "Geduld" (als dynamische Achterbahn) bis hin zu "Allerseelen", und
mancherlei Perlen wie der "Freundlichen Vision" und dem zugegebenen
"Morgen!" machten die Euphorie im Saal perfekt.
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