Deutschlandradio Kultur, 27.06.2013
Von Franziska Stürz
 
Verdi: Il trovatore, Bayerische Staatsoper, 27. Juni 2013
 
Verdi-Genuss in Geisterbahn-Ambiente
 
 
"Il trovatore" zum Auftakt der Münchner Opernfestspiele

Die Münchener Opernfestspiele haben mit Giuseppe Verdis "Il Trovatore" unter der Leitung von Dirigent Paolo Carignani in musikalischer Vollkommenheit begonnen. Dagegen ist die düstere Inszenierung von Regisseur Olivier Py in der Bayerischen Staatsoper nervig und wenig berührend geraten.

Regisseur Olivier Py bewegt viel auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper in seinem Festspieldebüt mit Verdis "Il Trovatore": Eine überaus vielseitige Einblicke gewährende sehr mobile Drehbühne bietet unterschiedlichste Perspektiven in dunkelschwarze oder gleißend kaltweiße Seelenräume, agile Statisten und Tänzer bebildern die häufigen erzählerischen Rückblenden.

Da kämpfen junge Männer mit nacktem Oberkörper und Tiermasken, da geistert die gefolterte und gequälte Mutter Azucenas konsequent über die Bühne und es wird mit blutigen Babypuppen herumgeworfen. Dennoch berührt diese düstere Inszenierung wenig. Das bleibt der musikalischen Seite überlassen.

Gruseleffekt mit Abnutzung

Eine Geisterbahnfahrt verliert ihren Gruseleffekt schließlich auch innerhalb von drei Stunden, stattdessen wird man irgendwann genervt. Besonders die grellen Neonröhren im ansonsten so detailverliebten, ausdrucksstarken Bühnenbild blenden den Zuschauer so stark, dass das Auge müde wird. Und die Darsteller in ihren schwarzen Kostümen trotz blass geschminkter Gesichter à la "Adams Family" nicht mehr gut zu erkennen sind.

An der Personenregie ist eigentlich nichts auszusetzen, schließlich steht Py auch ein hervorragendes Protagonistenteam zur Verfügung. Anja Harteros hat eine Sternstunde als balsamisch-lyrische Leonora, die perfekt mit Jonas Kaufmanns erstaunlich souveränem, heldisch strahlendem Manrico harmoniert. Elena Manistina bietet mit ihrem metallischen Timbre einen idealen Kontrast zu den beiden, und auch Alexey Markov überzeugt als Conte di Luna.

Vollkommene musikalische Darbietung

Dirigent Paolo Carignani hat als Landsmann Giuseppe Verdi's wahrscheinlich die Italianità schon im Blut, doch die Vollkommenheit dieser musikalischen Darbietung ist mit Sicherheit Ergebnis einer intensiven, hoch konzentrierten Arbeit. Selten erlebt man Verdi so genau durchleuchtet, flexibel kraftvoll, ohne dass man von der Wucht erschlagen zu werden droht. Stets werden die Sänger getragen, sodass auf musikalischer Seite diese Festspielpremiere restlos zu beglücken weiß.












 
 
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