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Online Musk Magazin |
Von Christoph Wurzel |
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Baden-Baden: Saisonabschluss-Gala, Elina Garanča - Jonas Kaufmann, 14. Juli 2013 |
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Krönung der Saison
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Die verhandelte Materie stand so ganz im Gegensatz zur Harmonie zwischen den
Beteiligten: Elina Garanča, Jonas Kaufmann und Karel Mark Chichon mit den
Musikerinnen und Musikern der Deutschen Radiophilharmonie strahlten bei
ihrem Opern-Recital auf höchst charmante Weise eine musikalische
Übereinstimmung aus, die der nun zu Ende gehenden Spielzeit im Festspielhaus
auf glanzvolle Weise die Krone aufsetzte. Das Programm sah Liebesduette vor,
aber solche, die von Problemen der Liebe handeln, von unerfüllter Sehnsucht
und Eifersucht bis hin zum Mord. Aber: Wie schön können diese Qualen sein,
wenn sie gesungen werden und noch von einem Sängerpaar mit solch vokaler
Ausstrahlung - diesem Traumpaar für einen Opernabend!
Das Programm
vermied das übliche Häppchenprinzip, sondern fügte Arien und Szenen
zusammen, die dramaturgisch einen geschickten Bogen von der lyrischen Tragik
in Massenets Werther über die dramatische Verstrickung in Bizets Carmen bis
hin zum aufregenden Verismo in Mascagnis Cavalleria rusticana schlug, der
beiden Sängern eine breite Palette ihrer reichen Gestaltungsmöglichkeiten
bot. Und den nutzten sie weidlich und zur Begeisterung des Publikums.
Garanča und Kaufmann schwangen sich an diesem Abend zur Hochform
sängerischen Könnens und intensivster Expression auf. Jonas Kaufmann gab den
drei Tenorrollen jeweils genau die passende Farbe, dem romantisch liebenden
Werther, dem verzweifelt fixierten José wie dem wankelmütig unbeherrschten
Turridu. Nicht nur seine stimmliche Charakterisierungskunst war über alle
Maßen eindrucksvoll, auch die Eindringlichkeit seiner Darstellung
begeisterte. Elina Garanča war auf gleicher Höhe Partnerin wie
Gegenspielerin in den jeweiligen Rollen. Mit Emphase gestaltete sie
Massenets Charlotte in ihrem tief empfundenen seelischen Zwiespalt zwischen
Geliebtem und Vernunftpartner. Aus Santuzza in Mascagnis sizilianischem
Bauerndrama ließ sie bittere Enttäuschung und tiefe Verletzung sprechen.
Einzig ihrer Carmen ging vielleicht ein Gran an anarchischem Trotz ab, den
diese Frauenfigur prägt.
Als mehr denn ein Begleitorchester erwies
sich an diesem Abend die Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken
Kaiserslautern. Karel Mark Chichon holte aus dem Orchester alle Reserven an
Temperament und dem Vermögen zur Klanggestaltung heraus. Das Orchester
bewies sein glänzendes Format auch besonders in den Zwischenspielen, Verdis
zündender Ouvertüre zur Sizilianischen Vesper und in der delikaten
Orientkolorit des Bacchanals aus Samson und Dalila. Mit viel Augenzwinkern
quittierten die Beteiligten die mitunter unvermeidliche Spannung im Dreieck
zwischen Rollen- und Lebenspartner, denn obwohl konzertant aufgeführt,
unterstützten Garanča und Kaufmann ihre vokale Präsentation mit deutlichen
gestischen Details. In den Zugaben sorgten die Ausflüge in die Gefilde
unbeschwert genommener Liebe für eine heitere Abrundung des Abends. Den
Richard- Tauber- Schlager "Dein ist mein ganzes Herz" veredelte Jonas
Kaufmann zu einer Preziose musikalischen Feinsinns und Elina Garanča
befeuerte mit zündenden Flamenco-Rhythmen nochmals die Stimmung im Publikum.
Fazit
An diesem Abend war der Titel „Gala“ mehr als berechtigt.
Er bildete den glanzvollen Abschluss dieser Saison am Baden-Badener
Festspielhaus, das nun im 15. Jahr von einem musikalischen Spitzenereignis
zum anderen voranschreitet. Mit den Osterfestspielen der Berliner
Philharmoniker hat man in diesem Jahr schon höchste Maßstäbe setzen können.
Und das Programm der kommenden Saison verspricht die Fortsetzung dieses
verheißungsvollen Weges.
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