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Pforzheimer Zeitung, 17.Juli 2013 |
Nike Luber |
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Baden-Baden: Saisonabschluss-Gala, Elina Garanča - Jonas Kaufmann, 12. und 14. Juli 2013 |
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Jonas Kaufmann und Elina Garanca begeisterten mit Opern-Arien
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In der Oper gilt ja meist, dass Sopran und Tenor nicht zusammenkommen, weil
es der Bass nicht will. Wenn aber Tenor und Mezzo aufeinander treffen, kann
sich ein hoch explosives Gefühlsgemisch entwickeln, an dem das Publikum
seine helle Freude hat.
Elina Garanca und Jonas Kaufmann boten in der
Gala im Festspielhaus Baden-Baden einige solcher Momente, in denen aus einem
harmlosen Duett ein spannungsgeladenes Duell wird.
Zum Beispiel die
finale Auseinandersetzung zwischen Don José und Carmen. Jonas Kaufmann und
Elina Garanca gestalteten das fatale Aufeinandertreffen psychologisch
feinfühlig. Jenseits der verbreiteten Klischees zeichnete der weltberühmte
Tenor einen verzweifelten Don José, der in zartesten Pianotönen bittet, der
mit herrlich warmem Timbre von einem neuen Leben mit seiner Carmen träumt.
Und der von ihr herb zurückgewiesen wird. Doch auch die ebenfalls
weltberühmte Mezzosopranistin zeigte mehr Nuancen als das übliche
zornig-stolze Aufstampfen. Ihrer Carmen wird zwischendurch doch bange vor
der eigenen Courage. Eine grandios gesungene und gespielte Schluss-Szene aus
Bizets Oper.
Die Kunst, sich mit der Stimme in einen Charakter
einzufühlen, demonstrierten Garanca und Kaufmann auch in den Ausschnitten
aus der Oper „Werther“ von Jules Massenet. Schon im Duett aus dem ersten Akt
gab Kaufmann einen verträumten, schwärmerischen Titelhelden. In fein
gesponnenen Linien sang Kaufmann von der Selbstaufgabe Werthers, der ohne
Charlotte nicht weiterleben will. Garanca spiegelte in ihrer Wiedergabe der
Briefszene die innere Zerrissenheit der Charlotte zwischen
Pflichtbewusstsein und ihrer Liebe zu Werther.
Hoch dramatisch kamen
die beiden in den Ausschnitten aus Pietro Mascagnis Oper „Cavalleria
Rusticana“ zur Sache. Turiddu hat mit zwei Frauen gleichzeitig etwas laufen,
was auf Sizilien definitiv eine Frau zuviel ist. Das schwant ihm in der
Arie, die an seine Mamma adressiert ist. Jonas Kaufmann fand hier eine
faszinierende Balance zwischen draufgängerischem Angeben, Beschwichtigen und
einer leisen Stimme für die Angst, die sich einschleicht. Auch Turiddus
Verlobte Santuzza rechtfertigt sich vor ihrer Mamma in einer Arie, die Elina
Garanca nutzte, um ihren Mezzo leidenschaftlich aufglühen zu lassen. Zu
heftigen Gefühlsausbrüchen auf beiden Seiten kommt es in der Begegnung vor
der Kirche. Garanca und Kaufmann sangen die Szene mit Furor. Sie wurde zum
Auftakt für die Reihe der Zugaben, in denen beide Stars brillierten.
Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern erwies sich unter
der Leitung von Karel Mark Chichon nicht nur als zuverlässiges
Sänger-Begleitorchester. In dem ausgesprochen klangschön und süffig
musizierten Intermezzo aus „Cavalleria Rusticana“ zeigte das Orchester
souverän sein Können.
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