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Wiener Zeitung, 06.10.2013 |
Von mf |
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Puccini, La fanciulla del West, Wiener Staatsoper, 5. Oktober 2013 |
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Große Oper bei "Fanciulla" an der Staatsoper
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Nur wenige Opern der großen Komponisten haben mit derart großen Vorurteilen
zu kämpfen wie Giacomo Puccinis 1910 uraufgeführte Western-Oper "La
Fanciulla del West". Die Wiener Staatsoper begeisterte jedoch am Samstag mit
einer umjubelten Neuinszenierung durch Marco Arturo Marelli und einem
überragenden Sängerensemble.
25 Jahre war im Haus am Ring das
Spätwerk Puccinis nicht mehr gespielt worden, das im Gegensatz zu seinen
früheren Stücken keine Gassenhauser, sprich populäre Arien enthält. Mit
einer fast impressionistischen Instrumentierung und einer atmosphärischen
Gestaltung, in der Puccini laut Heinrich Mann anfängt, "herb und ungefällig"
zu werden, positioniert sich "Fanciulla" als besonderes Werk im Oeuvre des
Italieners. Auch greift der Komponist in seiner "amerikanischen" Oper in
Harmonik und Melodieführung auf amerikanische Vorlagen zurück.
Diese
starke Partitur setzte am Pult Franz Welser-Möst mit einem zupackenden
Duktus um, der Erich Wolfgang Korngold die Freudentränen in die Augen
getrieben hätte. Allerdings pochte der Generalmusikdirektor dabei etwas zu
sehr auf der in der Oper angelegten hohen Autonomie des Orchesters vom
Gesang. So nahm er mit dem Staatsopernorchester wenig Rücksicht auf die
Sänger, was bei der Topbesetzung Nina Stemme, Jonas Kaufmann und Tomasz
Konieczny kein Problem darstellte. Die Nebenrollen wie etwa der Nick von
Norbert Ernst drangen dadurch jedoch kaum in den Zuschauerraum durch und
waren bisweilen nur an den Lippenbewegungen als singend erkennbar.
Eine fast schon gewohnt herausragende Leistung bot hingegen Jonas Kaufmann
mit markantem Schmelz in stets großer Sicherheit bei seiner ersten Premiere
an der Staatsoper als Liebhaber und Gangster Dick Johnson - und das auch
noch bei seinem persönlichen Rollendebüt. Ihm zur Seite die schwedische
Ausnahmesopranistin und Wagner-Spezialistin Nina Stemme als Barfrau Minnie,
die von Kostümbildnerin Dagmar Niefind im ersten Akt wie Karlsson vom Dach
angezogen wurde und sich dazu passend trittsicher in der Höhe erwies. Tomasz
Konieczny komplettierte das Trio der Hauptpartien als polternder und doch an
seiner unerwiderten Liebe zu Minnie leidender Sheriff Jack Rance mit seinem
ebenfalls am Wagner-Fach geschulten, tragenden Bassbariton.
Sie
wurden von Marco Arturo Marelli - gewohnt in Personalunion für Regie,
Bühnenbild und Licht zuständig - in einer angenehm entstaubten, wenn auch
etwas statischen Szenerie positioniert, die das kalifornische
Goldgräberlager zum zeitlosen Containerdorf mit drei Spielebenen
transformiert und Minnies Hütte zum schneeumtosten Wohncontainer. Marelli
nimmt der "Fanciulla" die Momente der Lächerlichkeit, die das Sujet des
Westerns auf der Opernbühne nach Jahrzehnten von John Wayne bis Bonanza
unverschuldet als Gepäck aufgebürdet bekam. Da kann er sich dann sogar einen
Abschlussgag erlauben, wenn die Apotheose von Dick und Minnie am Ende
mittels Abfahrt im Heißluftballon inszeniert ist.
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