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Stuttgarter Zeitung |
Götz Thieme |
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Verdi: Don Carlo, Salzburger Festspiele, 13. August 2013 |
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Musikalischer Koitus und andere Wonnen
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Peter Stein lässt in Salzburg Verdis Don Carlo den szenischen Tod sterben. |
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Ausschnitt: Aber die Sänger ... ... Peter Stein, der
seinen Sängern arg viel Gestikulierendes durchgehen lässt, besonders dem
chargierenden Jonas Kaufmann, macht wenigstens eines richtig, er restituiert
den ersten Akt in Fontainebleau, wo im Wald diese reißende unselige Liebe
zwischen Elisabetta und dem Infanten Carlo aufschießt und sofort zerplatzt,
als die Nachricht kommt, dass nun Carlos Vater Filippo II. selbst sie
heiraten wird. Der Rest ist Wahnsinn - und herzzerreißend, denn Carlo und
Elisabetta sind wohl das einzige Liebespaar von Verdi, das nicht miteinander
ins Bett gegangen ist. Und diese sehnsüchtige Wollust bitzelt aus jeder
Note, wenn die beiden wenigstens duettierend sich vereinigen. Wahrlich
tränentreibend ist etwa der musikalische Verzweiflungskoitus in der vierten
Szene des ersten Akts. Im Gleichklang der Farben von Tenor und Sopran
wenigstens verschmelzen die Figuren. Jonas Kaufmann und Anja Harteros singen
um die Reinheit ihrer Tugend, immer die Lippen des anderen im Blick, mit den
Augen sich auffressend, sie immer einen Tick eloquenter, eleganter und
tonlich versammelter. Dafür kommt Kaufmann mit dieser Verdi-Partie besser
zurecht als jüngst in München mit dem Troubadour. Als Carlo glänzt seine
über dem System prunkende Stimme, in der Vollhöhe und im Forte hat Kaufmann
das Squillo eines Italieners. ...
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