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Wiener Zeitung, 19.03.2012 |
Gerhard Kramer |
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Konzert, Wien, 18. März 2012 |
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Konzert: City of Birmingham Symphony Orchestra, Andrís Nelsons
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Fortgesetztes Dirigentenglück in Birmingham |
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Das zweitägige Musikvereins-Gastspiel des City of Birmingham Symphony
Orchestra zeigte, dass das Ensemble seit den Tagen von Sir Simon Rattle
(1980 bis 1998) Rang und Qualität bis heute bewahrt hat. Und als wahrer
Glücksgriff hat sich vor vier Jahren die Verpflichtung des 34-jährigen
Letten Andrís Nelsons als Chefdirigent erwiesen. Auch diesmal faszinierte,
wie er mit suggestiver Körpersprache das musikalische Geschehen plastisch
modellierte, zwingende Entwicklungen aufbaute, alle Details mit höchstem
Kontrastreichtum herausarbeitete.
Der zweite Abend stellte zwei
Liedgruppen der deutsch-österreichischen Spätromantik zwischen zwei
Spitzenwerke des französischen Impressionismus. Claude Debussys "La Mer" und
Maurice Ravels Zweiter Suite aus "Daphnis et Chloë" verlieh Nelsons alle
aufrauschende Klangpracht. Und Jonas Kaufmann sang fünf der berühmtesten
Lieder von Richard Strauss mit all seiner Kunstfertigkeit zwischen
strahlender Kraft und den berückenden Piani der Höhe. Nur Gustav Mahlers
"Kindertotenlieder" lagen ihm bei weitem zu tief, so sehr er sich auch um
intensiven Ausdruck bemühte.
Modellinterpretationen Schon tags
zuvor waren mit Benjamin Brittens "Four Sea Interludes" und der Zweiten
Symphonie von Jean Sibelius zwei Modellinterpretationen gelungen. Dazwischen
überraschte Rudolf Buchbinder bei Beethovens Viertem Klavierkonzert mit
agogischen Freiheiten. Beide Male zeigte sich das Orchester ebenso
begeistert wie das Publikum. |
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