Aargauer Zeitung, 31.08.2012
 
Verdi: Messa da Requiem, Luzern, 29.8.2012
 
Störender Lärm hier, bejubelter Lärm dort
 
 
[Teo «Vitus» Gheorghiu gab sein Lucerne-Festival-Debüt, Simon Rattle und ] Daniel Barenboim dirigierten
 
Kündet sich ein Festival-Ereignis schon an der KKL-Pforte an? «Suche Karte»-Schilder hier wie dort, an der Kasse ein Dutzend verzweifelter Gesichter, Ausgeschlossene, nicht dabei, wenn Daniel Barenboim das Mailänder Scala-Orchester dirigiert, wenn die illustreste Solistenschar unserer Operntage Verdis «Requiem» singen würde. Alleine weil sie das «Libera me» von Sopranistin Anja Harteros nicht gehört haben, können die vergeblich Suchenden in den nächsten Erdenjahren ihre Ruhe nicht finden. Und von der Erdenferne, in der Harteros und Elina Garanca im «Agnus» (endlich!) zum Piano-Frieden fanden, können sie ebenso nur träumen wie von der Süsse, mit der Jonas Kaufmann das «Hostias» anstimmte. Aber es war erschreckend, wie lasch der Scala-Musikdirektor Barenboim das Mailänder Orchester im Unterschied zu seinem Vorgänger Riccardo Muti dirigierte. Nichts einfacher, als ein Publikum mit dem «Dies Irae» zu beeindrucken. Aber Barenboim machte es sich zu einfach. Die Lautstärke war (leider) unübertreffbar, aber wo waren die dazwischenliegenden schneidenden, bösen, durchdringenden Töne? Wo die Gestaltung? Der Jubel war dennoch enorm, der Abend galt ja als Ereignis.









 
 
  www.jkaufmann.info back top