Kleine Zeitung, 16.02.2012
ERNST NAREDI-RAINER
 
Liederabend, Graz, Stephaniensaal, 15. Februar 2012
Das triumphale Debüt des Startenors
 
Jonas Kaufmann begeisterte im Stephaniensaal.
 
GRAZ. Der nicht enden wollende Jubel nötigte den im trotz zusätzlicher Podiumssitze ausverkauften Stephaniensaal wie einen Triumphator gefeierten Startenor zu einem 45-minütigen Zugabenteil. Jonas Kaufmann gab sich noch generöser als zwei Tage zuvor in Wien und entschädigte bei seinem Debüt beim Musikverein für Steiermark mit sechs Encores (fünf Lieder von Richard Strauss und abschließend Sou-Chongs "Dein ist mein ganzes Herz" aus Franz Lehárs "Land des Lächelns") für seine Absagen in den Jahren 2001 und 2002.

Die Begeisterungsstürme löste Kaufmann, der heldentenorale Partien wie Wagners Lohengrin und Siegmund ("Walküre") in seinem Repertoire führt, in erster Linie mit dem metallischen Glanz seiner höhensicheren Forte-Attacken aus. Natürlich wählte er deshalb bei Gustav Mahlers Rückert-Liedern eine Reihenfolge, die ihn mit dem Lied "Um Mitternacht" enden ließ, dessen Schluss sich der Komponist "stets mit stärkster Tongebung" wünscht. Selbstverständlich stellte der Weltstar eine Gruppe von Richard-Strauss-Liedern an das Ende seines Gesänge von Franz Liszt und Henri Duparc einschließenden Programms, um bei deren emphatischen Aufschwüngen mit seiner überwältigenden Kraft aufzutrumpfen.

Dennoch bemühte sich Kaufmann in seinem stets vorbildlich wortdeutlichen und ungeheuer expressiven Vortrag um eine möglichst weit gespannte dynamische Skala bis hinunter zum gaumigen Pianissimo.






 
 
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