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Neue Kärntner Tageszeitung, 15.02.2012 |
Ingeborg Muchitsch |
Gounod: Faust, Wiener Staatsoper, Februar 2012
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Seine Karriere hat in Klagenfurt begonnen
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Der Star des Abends war Jonas Kaufmann. Wiederaufnahme von Charles Gounods
>>Faust<< an der Wiener Staatsoper mit Jonas Kaufmann als fulminantem
Titelhelden. Der Tenor von Weltformat hat am Beginn seiner Karriere in
Klagenfurt debütiert.
Die Wiener Staatsoper liegt derzeit im
Tenorfieber: Nach Johan Botha als Andrea Chenier von Umberto Giordano (die
KTZ hat berichtet) war nun bei Charles Gounods >>Faust<< der nächste
Weltklassetenor zu erleben: Jonas Kaufmann, der zu Beginn seiner Karriere am
Stadttheater Klagenfurt in Mozarts >>Titus<< debütierte und der bereits auch
schon eifrig im Heldentenorfach weltweit unterwegs ist, konnte mit dieser
Rolle beweisen, dass er auch das französische Repertoire mit Bravour
beherrscht. Was bei ihm so unglaublich ansprechend ist, sind seine
unglaublich kultivierten, weichen und leisesten Pianotöne, mit denen er das
Publikum betören kann. Natürlich sitzt auch jeder Spitzenton, jede
Legatophrase, jede Farb- und Ausdrucksnuance. Und zudem spielt der fesche,
deutsche Tenor den berühmten, mit sich ringenden Dr. Faust mit jugendlicher
Natürlichkeit und Intensität. Wiewohl auch er sich in der unästhetischen
Bühnenszenerie mit den durchsichtigen und drehbaren hässlichen, viereckigen,
völlig abstrakten Elementen ohne örtlichen Bezug, die keinerlei Atmosphäre
aufkommen lassen und der meist völlig im Stillstand befindlichen
>>Nichtinszenierung<< von Nicolas Joel und dessen Regieassistenten Stephane
Roche auch schwer tut. Musikalisch ist dieser >>Faust<< aber ein absoluter
Ohrenschmaus. Das Orchester der Wiener Staatsoper Staatsoper unter Alain
Altinoglu, ein gebürtiger Pariser, der zur jüngeren, hoffnungsvollen
Nachwuchsdirigentengeneration zählt, weiß das französische Parfum voll
Raffinement von Gounods Partitur zwischen Lyrismen, Leidenschaft und
spannungsvoller Dramatik ausgewogen dosiert zu versprühen, ohne ins süßliche
Sentiment abzugleiten. Inva Mula spielt die Marguerite von Anfang an immer
schon etwas zu leidend, singt sie aber mit strahlendem Sopran und vielen
Zwischentönen. Albert Dohmen ist ein keine Sekunde Dämonie erzeugender
Mephistopheles, mit seinem Frack und Capewie ein Entertainer ausstaffiert,
der die Rolle nicht zu gestalten weiß. Er singt den Teufel sehr nobel, aber
im Forte sehr vibratoreich.
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