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Kurier, 2.2.2012 |
Peter Jarolin |
Gounod: Faust, Wiener Staatsoper, 1. Februar 2012
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Staatsoper: Kaufmanns Teufelspakt in Wien
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Kritik: Die Wiener Staatsoper zeigt wieder Gounods "Faust". In der
Titelpartie ist Startenor Jonas Kaufmann zu sehen.
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Szenisch ein Nichts, musikalisch sehr schön – auf diesen Nenner lässt sich
die aktuelle Spielserie (Reprisen: 4., 7., 10. Februar) von Charles Gounods
"Faust" im Haus am Ring bringen. Denn die schon bei der Premiere 2008 nur
rudimentär vorhandene Inszenierung hat sich endgültig in ihre Bestandteile
aufgelöst; die Interpreten sind auf Eigeninitiative angewiesen.
Und
das ist im konkreten Fall sogar gut, steht doch mit Jonas Kaufmann in der
Titelpartie ein echter Singschauspieler zur Verfügung, der alle Nöte des mit
dem Teufel paktierenden Faust sichtbar macht. Auch stimmlich bleibt der
Tenor dieser Partie nichts schuldig, verfügt er doch über eine strahlende
Höhe (ein kurz abgerissener Ton ist mehr als verzeihlich), schöne Lyrismen
und eine längst an Wagner-Helden geschulte Tiefe. Ein mehr als gelungenes
Rollendebüt an der Staatsoper.
Höchste Intensität
Ähnliches
gilt für die Sopranistin Inva Mula (auch Rollendebüt) als sehr lyrische,
ausgezeichnet singende und schauspielerisch eindringliche Marguerite, die
vor allem in der finalen Szene zu höchster Intensität findet. Weniger
intensiv, aber vokal meist sicher agiert Albert Dohmen als nicht allzu
bedrohlicher Méphistophélès. Einmal mehr in jeder Hinsicht brillant: Adrian
Eröd als extrem präsenter Valentin; Juliette Mars (Siebel), Monika Bohinec
(Marthe) und Hans Peter Kammerer (Wagner) füllen ihre Partien recht solide
aus.
Sehr erfreulich: Dirigent Alain Altinoglu am Pult des feinsinnig
und farbenreich aufspielenden Staatsopernorchesters. Hier ist ein echter
Maestro am Werk, der alle Schönheiten der Partitur auskostet, ohne je ins
Plakative abzugleiten. Kompliment.
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