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Wiener Zeitung, 02.02.2012 |
Von Rainer Elstner |
Gounod: Faust, Wiener Staatsoper, 1. Februar 2012
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Betörender Kaufmann
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Die Inszenierung von Charles Gounods "Faust" an der Wiener Staatsoper sieht
in der 19. Aufführung so trist aus wie das grau-graue Bühnenbild. Umso mehr
kommt es auch in den Repertoire-Vorstellungen auf die Bühnenpräsenz der
Darsteller an, um "Faust" packend zu erzählen. In Wien gelingt das derzeit
nur teilweise.
Im November 2011 präsentierte Jonas Kaufmann seinen
"Faust" in der New Yorker Met, nun war er in dieser Rolle erstmals in der
Wiener Staatsoper zu erleben. Wenn er singt, vergisst man die Inszenierung.
Der deutsche Tenor spannt mit seinem Atem weite Bögen, ohne japsend zu
tricksen, singt wortdeutlich und überzeugt mit tragendem Pianissimo ebenso
wie mit orchesterübertrumpfendem Fortissimo. Inva Mula singt die Rolle der
umworbenen Marguerite in ihrem Staatsopern-Rollendebüt, klar, sauber, aber
mit emotioneller Distanz. Ebenfalls das erste Mal stellt Albert Dohmen
seinen Méphistophélès im Haus am Ring vor. Er ist stimmlich der Rolle
gewachsen, vermittelt aber nichts Dämonisches: Ohne Körperspannung fingert
er an seinem Schwert - Dohmens Méphistophélès wirkt nett, und das darf der
Teufel auf keinen Fall sein.
Adrian Eröd als Valentin zuzuhören ist
in jeder Sekunde ein Genuss. Monika Bohinec zeigt als Marthe großes
Stimmvolumen, Juliette Mars sucht und findet als Siébel Ausdruckskraft in
Details.
Verdienten Jubel erntet Dirigent Alain Altinoglu. Er führt
das anfänglich rumpelnde Orchester zu opulentem Wohlklang und schwelgenden
Soli.
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