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Regionews.at, 17.1.2012 |
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Verdi: Don Carlo, Bayerische Staatsoper, 15. Januar 2012
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Ein Fest der Stimmen: Verdis Don Carlo an der Bayerischen Staatsoper in München
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Begeisterungsstürme für Heimkehrer Jonas Kaufmann und das imponierende Sängerensemble |
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MÜNCHEN. Die „New York Times“ charakterisierte Kaufmann als „the hottest
tenor in opera“, das US-Klassik-Magazin „Musical America“ zeichnete ihn
Anfang Dezember 2011 als „Sänger des Jahres“ aus und Münchens Publikum lag
dem international gefeierten Sänger in der Opernaufführung „Don Carlo“ am
Sonntag, 15. Jänner in der Bayerischen Staatsoper zu Füßen.
Als Don
Carlos, Infant von Spanien, glänzt Kaufmann – in der Wiederaufnahme der
Inszenierung von Jürgen Rose – stimmlich und darstellerisch mit
charismatischer Ausstrahlung. Die Rolle des leidenschaftlich-gepeinigten
Liebhabers, der schmerzverzerrt um die verlorene Liebe trauert, sowie die
Rolle des ungestümen Aufbegehrers gegen seinen Vater und König Philipp II.
verkörpert der deutsche Latin-Lover mit ausreichend italienischem Timbre.
Im 16. Jahrhundert opferte Elisabeth ihre große Liebe zu Don Carlos
aus Gründen der Staatsräson. Obwohl sie Don Carlos versprochen war,
ehelichte sie seinen Vater und König Phillip II. von Spanien, um den Krieg
zwischen Frankreich und Spanien zu beenden. Sowohl Elisabeth als auch Don
Carlos litten lebenslang unter diesem Verlust. Große Leidenschaft,
politische und erotische Spannungen – genug Stoff für eine dramatische
Opernkomposition.
Phänomenale Besetzung der Elisabeth von Valois –
Anja Hateros brilliert mit hell timbriertem Sopran und verströmt in den
Arien mühelos strahlende Höhen. Im Sturm gewinnt sie die Herzen der
ZuschauerInnen. Ihre zart-betörende Stimme spiegelt die Traurigkeit über den
Verlust von Don Carlos. Leidenschaftliche Ausbrüche und seelenvolle
Verinnerlichung zeichnen das Finalduett mit Kaufmann aus. Mimisch zerbricht
Elisabeth fast an der Gefühlskälte am spanischen Hof, der überdimensionalen
Macht des Klerus und an der unerfüllten Liebe.
Ein imposanter,
bassgewaltiger König Philipp II. von Spanien – der Dresdner René Pape
verkörpert die Auswüchse der Macht ebenso hervorragend wie die Tragik des
alten einsamen Mannes (4. Akt), der menschlich auf allen Ebenen versagte.
Bariton Boaz Daniel als Marquis de Posa beeindruckt besonders im
Duett mit Don Carlos (4. Akt) als leidenschaftlicher Vermittler und Freund
mit ausdrucksstarker schauspielerischer Leistung und wohlklingender Stimme.
Die Russin Anna Smirnova erfreut als Prinzessin Eboli mit ihrem
dramatischen Mezzo, der partiell in tiefe Schwermütigkeit ausufert. Eric
Halvarson gibt einen bedrohlich tönenden Großinquisitor und Stephen Humes
einen souveränen Mönch. Qualitativ gut besetzt die Nebenrollen: Laura
Tatulescu (Page Elisabeths), Francesco Petrozzi (Graf von Lerma), Kenneth
Roberson (königlicher Herold), Evgeniva Sotnikova (Stimme vom Himmel) und
Tim Kuypers (Flandrische Deputierte).
Das überdimensionale Kruzifix –
in einem grauen, düsteren Raum mit vielen Türen – dominiert Jürgen Roses
Bühnenbild. Wirkungsvoll darin, die farbig-prachtvoll gestaltete kirchliche
Prozession zum Scheiterhaufen vor der Ketzerverbrennung. Michael Bauers
Lichtkonzept unterstützt Roses Inszenierung eindrucksvoll.
Der Chor
der Bayerischen Staatsoper entfaltet unter Sören Eckhoff effektvollen Glanz
und ist wesentliches Herzstück des Erfolges der Aufführung. Dirigent Asher
Fisch entlockt dem Bayerischen Staatsorchester mitunter
leidenschaftlich-dramatische Espressivi sowie musikalisch differenzierte
Klangabstufungen.
Grenzenloser Jubel, tosender Applaus und Standing
Ovations für das gesamte Ensemble, den Chor und das Orchester.
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