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Kurier, 1. April 2012 |
Gert Korentschnig |
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Bizét: Carmen, Salzburger Osterfestspiele, 31. März 2012 |
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Biedere "Carmen" zum Finale der Berliner
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Nach 45 Jahren verlassen die Berliner Philharmoniker die Salzburger
Osterfestspiele: Eine Art Ende mit Schrecken. |
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Die letzte Premiere des Berliner Eliteorchesters beim 1967 von Herbert von
Karajan gegründeten Festival reihte sich nahtlos in das ein, was man unter
der Führung von Simon Rattle schon in den vergangenen Jahren bei den
Salzburger Osterfestspielen im Opernfach gesehen hatte: biederes Mittelmaß.
Georges Bizets "Carmen" hatte der Dirigent zum Abschied angesetzt, ehe
die Berliner Philharmoniker ab 2013 zu Ostern in Baden-Baden spielen,
während in Salzburg Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle
Dresden einziehen. Für eine "Carmen"-Produktion beim teuersten Festival der
Welt braucht man aber geradezu zwingend eine adäquate Carmen. Und einen
ebensolchen Escamillo. Beides ist in Salzburg nicht der Fall.
Problemzonen
Magdalena Kožená hat für die Titelpartie nicht die
nötige erotische, verführerische, gefährliche Ausstrahlung. Vor allem in den
Tanzszenen wirkt sie bestenfalls bemüht, obwohl die Regisseurin und
Choreografin Aletta Collins viele hübsche Mädchen um sie herum springen
lässt, um das Auge des Betrachters abzulenken. Auch sängerisch hat Kožená
ihre Mühen – die Ausbrüche in der Höhe überzeugen ebenso wenig wie ihre
Tiefe, die nicht lasziv genug ist.
In einem kleineren Haus (und im
Idealfall konzertant) könnte Kožená eine Carmen sein. Für die
Osterfestspiele ist diese Darbietung zu wenig. Wobei sie einem leid tun
kann, weil in Medien schon vorab über Unzulänglichkeiten diskutiert wurde.
Die sind beim Escamillo des Kostas Smoriginas noch evidenter. Er ist ein
Nachwuchs-Torero, dem man den Kampf mit dem Stier wirklich nicht wünscht.
Stimmlich ist er der Schwächste unter der Protagonisten.
Wenn wir
schon bei Superlativen sind: Genia Kühmeier überzeugt mit ihrem
glockenreinen, lyrischen, aber durchaus kraftvollen Sopran am meisten. Ihre
Micaëla-Szenen zählen zum Berührendsten. Vor allem im Zusammenspiel mit
Jonas Kaufmann, dem fabelhaften Don José, der mit seinem baritonalen Timbre
und seiner tenoralen, Wagner-erprobten Kraft eine Meisterleistung bietet.
Die kleineren Partien sind angemessen besetzt.
Sir Simon Rattle am
Pult der Berliner Philharmoniker kann mit dem exzellenten Orchester dann
überzeugen, wenn er auf impressionistische Farbenpracht setzt. In diesen
Momenten klingt das Orchester zart und delikat. An Dramatik (und auch an
Präzision) lässt er jedoch einiges vermissen. Die veristischen Ansätze hört
man kaum.
Optik aus den 1960er Jahren
Das sich mehrfach
wechselnde Bühnenbild (Miriam Buether) ist farbenprächtig, die Inszenierung
ganz klassisch. Sie wäre durchaus geeignet für ein Repertoiretheater. Für
ein Festival ist diese Produktion aber doch recht bieder. Die
Flamenco-Tänzerinnen, die auch vor dem Orchester, also direkt beim Publikum,
agieren, sorgen für jenes Tempo und die Dynamik, die man nicht immer hört –
man hat diese Bilder aber schon allzu oft gesehen. Die Personenführung ist
brav, das Leiden und Ringen spürt man nur selten. Rein optisch könnte diese
"Carmen" den Gründungsjahren des Festivals entstammen.
Auch bei den
Salzburger Sommerfestspielen steht diese Produktion heuer auf dem Programm –
mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Rattle anstelle der
Berliner. Wichtiger wären Änderungen bei der Besetzung.
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