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Kurier, 30.7.2012 |
Gert Korentschnig |
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Strauss: Ariadne auf Naxos, Salzburger Festspiele, 29. Juli 2012 |
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"Ariadne": Glücksfall von Musik-Theater
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Die Premiere von "Ariadne auf Naxos" wurde bei den Salzburger
Festspielen zum Triumph: Ein Werk von Strauss, Hofmannsthal – und Bechtolf. |
Überragend: Jonas Kaufmann bei seinem Debüt als Bacchus, Foto: APA, Barbara
Gindl
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Es ist gut möglich, dass diese Produktion schon der künstlerische Höhepunkt
der Salzburger Festspiele 2012 war. Zu danken ist der große Erfolg primär
dem neuen Theaterverantwortlichen, Sven-Eric Bechtolf. Er begeisterte mit
der Bearbeitung und Inszenierung der Hofmannsthal/Strauss-Oper "Ariadne auf
Naxos", die er solcherart zu seinem eigenen Kunstwerk machte. Der
Schauspielchef inszeniert Oper, Sprechtheater trifft auf Musik, dazu gibt es
noch Ballett – so in etwa hatten sich das einst Strauss und Hofmannsthal
wohl vorgestellt.
Es zählt üblicherweise nicht zum Aufregendsten für
die meisten Theaterbesucher, sich intensiv mit Fassungen zu beschäftigen.
Diesfalls sei das aber jedem zum besseren Verständnis empfohlen. Die
wichtigsten Parameter: Hofmannsthal und Strauss hatten ihre Ur-"Ariadne" vor
100 Jahren in Stuttgart herausgebracht. Diese Aufführung endete im Fiasko.
Hofmannsthal hatte den "Bürger als Edelmann" von Molière für das Vorspiel
der Oper bearbeitet. Auf Grund des Misserfolges und des fürderhin nicht
realisierbaren Aufwandes entstand später die Wiener Fassung mit komponiertem
Vorspiel.
Bechtolf beruft sich nun im Haus für Mozart auf die
Stuttgarter Version, bearbeitet sie ein weiteres Mal und setzt einen
genialischen Kunstgriff: Er führt Hofmannsthal als Bühnenfigur ein, der mit
der Oper um die Witwe Ottonie von Degenfeld-Schonburg wirbt. Diese finden
zueinander wie Bacchus und Ariadne. Das macht Bechtolf, basierend auf
Briefen der beiden, klug, raffiniert, frech. Er lässt auch andere
Hofmannsthal-Figuren aufmarschieren, etwa Simonischek als Jedermann.
Vorstadt
Im Zentrum des Vorspiels steht diesmal
nicht der Komponist (den gibt es als Gesangspartie gar nicht), schon aber
der reiche Mann von Wien, über den sonst nur geredet wird. Das ist ein
proletoider, einfältiger, aber reizender Emporkömmling aus Ottakring namens
Jourdain. Gespielt wird er von Cornelius Obonya, der eine humoristische
Glanzleistung erbringt. Wie er, um zum Edelmann zu werden, fechten lernt,
wie er sich als Tänzer versucht, wie er sich bei Tisch blamiert, ist
köstlich. Im zweiten Teil des Abends, wenn die Oper "Ariadne" in seinem Haus
gegeben wird, ruft er mehrfach dazwischen.etwa "Ein bisschen eintönig, was
sie singt."
Dieser Fassung fehlt auf den ersten Blick der Zynismus,
die Abrechnung mit der Despektierlichkeit des Kapitals im Umgang mit Kunst.
Bei genauerer Betrachtung ist sie aber näher an den Intentionen als bekannte
"Ariadne"-Produktionen. Nur Peter Matič ist in dieser Version eine Spur zu
nobel für den Haushofmeister. Regina Fritsch (Ottonie) und Michael Rotschopf
(Hofmannsthal) spielen jedoch glaubhaft und intensiv. Im Vorspiel hört man
von den facettenreich und farbenprächtig spielenden Wiener Philharmonikern
"Ariadne"-Motive und selten aufgeführte Ballettmusiken. Im zweiten Teil, der
eigentlichen Oper, die sich von der Wiener Fassung ebenfalls unterscheidet
(Bacchus und Zerbinetta etwa haben einiges mehr zu singen, letztere sogar
noch höher als sonst), sorgt Dirigent Daniel Harding für Präzision,
verschleppt aber einige Tempi. Man wünscht sich mehr Emotion und
Differenzierung zwischen kammermusikalischen Momenten und großen
Klanggebilden.
Traumdebüt
Bei den
Sängern überragt Jonas Kaufmann bei seinem Debüt als Bacchus alle anderen:
Mit seinem dunklen Timbre, seiner metallischen Höhe und seiner Präsenz ist
er eine Idealbesetzung. Elena Mosuc hat alle Spitzentöne für die
Zerbinetta, singt scheinbar mühelos perlende Koloraturen, lässt aber an
Ausstrahlung einiges vermissen. Emily Magee als Ariadne ist eine
Enttäuschung: In der Tiefe hat sie Mühen, in der Höhe muss sie forcieren. Im
Dezember kommt Bechtolfs "Ariadne", in der eleganten Ausstattung von Rolf
und Marianne Glittenberg, nach Wien: Leider nicht in dieser
(Schauspiel)-Fassung, dafür mit Franz Welser-Möst am Pult, Stephen Gould als
Bacchus, Daniela Fally als Zerbinetta und Krassimira Stoyanova als Ariadne.
Fazit: Eine kluge, humorvolle Fassung
Das Werk: "Ariadne auf Naxos",
1912 uraufgeführt. Die damalige Version, basierend auf Hofmannsthals
Bearbeitung von Molières "Bürger als Edelmann", war ein Misserfolg.
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