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Unter welchem Beweisdruck der
Shootingstar dadurch inzwischen steht, war beim Liederabend im
Rahmen der Münchner Opernfestspielen unüberhörbar.
Angespannt steht Kaufmann auf der großen Bühne des
Nationaltheaters. Mit der Programmwahl hat er es sich nicht
leichter gemacht, schon in den spröden Liedern von Franz Liszt
zu Beginn muss die Stimme oft ohne Klavierbegleitung tragen.
Geistig ist das denn auch alles durchdrungen, die
Textverständlichkeit fabelhaft an diesem Abend. Doch nirgends
fließt der Ausdruck organisch aus der Erzählung, die Farben
wirken sämtlich aufgesetzt. Spätestens mit den Rückert-Liedern
von Gustav Mahler werden die technischen Hindernisse
unüberhörbar. Es dominiert ein gaumiger Edelknödel, die
Tonproduktion springt schwer an und bleibt unstet. Die leiseren,
helleren Momente, um deren Herstellung Kaufmann sich müht,
klingen matt und kehlig. Grotesk, wie Helmut Deutsch sich dazu
am Klavier in gleichförmig feingeistige Glasperlenspiele
verkrümelt. Indem der eigentlich so erfahrene Liedbegleiter
jeden dramatischen Zug, jeden großen Atem verweigert, drosselt
er den dringend benötigten Kraftnachschub.
Den erhofft
man sich für die zweite Hälfte von den weiten Bögen in den
französischen Liedern von Henri Duparc, von dem opernhafteren
Zugriff, den die fünf gewählten Lieder von Richard Strauss
erlauben. Doch bleiben die Linien brüchig, treibt Kaufmann vor
allem die Höhen nun mit so viel Druck empor, dass er sie oft gar
nicht mehr erreicht.
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