Gedichte statt Arien: Für einen Liederabend in der Bayerischen
Staatsoper hat sich Startenor Jonas Kaufmann (42) Texte unter
anderem von Heinrich Heine, Goethe und Charles Baudelaire
ausgesucht. Kaufmann sang die von Franz Liszt, Gustav Mahler,
Richard Strauss und Henri Duparc vertonten Stücke mit gewohnt
tiefer, voller Stimme und viel Timbre. Helmut Deutsch, sein
ehemaliger Lehrer und inzwischen Freund, begleitete den Sänger
am Klavier. Im Programm bezeichnete Kaufmann den Liedgesang als
«Königsklasse des Musizierens», weil nur zwei Künstler auf der
Bühne sind, die sich im Idealfall blind verstehen.
«Für
mich ist Liedgesang die vielleicht zarteste, subtilste Form von
Gesang im Sinne der Emotionen. Es ist der tiefste Blick in die
Seele.» Das Publikum im ausverkauften Nationaltheater dankte es
den beiden Künstlern am Dienstagabend mit langanhaltendem
Applaus, «Bravo»-Rufen und rang ihnen gleich vier Zugaben ab.
Die wohl größte Freude bereitete den Zuhörern der
«Junggesellenschwur» mit Musik von Strauss. Nach der
Schlusszeile «Aber's Heiraten ist nie mein Sinn», gab es das
einzige mal Zwischenapplaus.
Tatsächlich ist der geborene
Münchner doch verheiratet und Vater von drei Kindern. Er gilt
als der beste deutsche Tenor seit Fritz Wunderlich. Im
vergangenen Jahr gab der 42-Jährige sein Debüt bei den
Bayreuther Festspielen als Lohengrin, in diesem Mai begeisterte
er das Publikum an der New Yorker Metropolitan Opera in Richard
Wagners «Walküre». Schon am Freitag wird Kaufmann wieder in
München zu hören sein: Gemeinsam mit der Ausnahme-Sopranistin
Anna Netrebko und ihrem Mann Erwin Schrott singt er auf dem
Königsplatz.