Der Neue Merker
Peter Dusek
Gounod: Faust, Metropolitan Opera New York, ab 29. November 2011, Vorstellung am 10. Dezember 2011, Kino
DIE MET IM KINO/ Wien – Cineplexx: FAUST
 
Cineplexx-Kino Wien Mitte: MET IM KINO: „FAUST“MIT JONAS KAUFMANN (10.Dezember 2011)

Jonas Kaufmann als idealer Faust schreibt mit der Gounod-Oper Met-Geschichte. Sein strahlender höhensicherer Tenor (Cavatine und Finale) und die baritonale Färbung zu Beginn als -“alter Faust“ – eine solche stimmliche Bandbreite und Idealbesetzung hat es m.E. noch nie für diese Rolle gegeben. Dazu kommt noch das Hollywood-reife Aussehen und das engagierte Spiel. Dieser „Suchende“ nach dem Sinn des Lebens, der mit dem Teufel einen Pakt schließt, um sich ewige Jugendlichkeit und Potenz zu sichern, lässt sogar seine eigenen Leistungen als Lohengrin oder Don Jose verblassen.

Leider findet diese Weltsensation in einer sehr gemischten und durchwachsenen Umgebung statt .: Rene Pape ist weder Dämon noch Teufel bestenfalls der „anlassige“ nette Nachbar von nebenan– an einen Erwin Schrott darf man erst gar nicht denken, schon gar nicht an die Idole meiner Jugend von George London bis Cesare Siepi oder Nicolai Ghiaurov. Und am Pult waltet der kanadische „rising star“ Yannick Nézet-Séguin bemüht seine Amtes, kann aber von einer seltsam sperrigen und am Ende mit Buhs quittierten Inszenierung des kanadischen Broadway-Regisseur Des McAnuff (Ausstattung ebenfalls vom Broadway erfahrenen Robert Brill) ablenken.

Die Grundidee : der Pakt mit dem Teufel korreliert mit dem ersten Einsatz der Atom-Bombe im Jahr 1945. Leider ergibt eine solche Einzelidee noch keine gute Opernregie: da werden – wie in der Oper vor Otto Schenk –Ballett-Tänzer unter die Choristen gemischt, sodass die Wirkung besonders gekünstelt ist. Die Kostüme dürften aus dem ehemaligen DDR-Fundus stammen , die Bühne wirkt zumeist verbaut, eine Wendeltreppe stört mehr als sie dramaturgischen Sinn ergibt.

Leider gerät die Sängerin der Margarethe – die Russin Marina Poplavskaya – im Finale ebenfalls an die Grenzen ihrer schönen, silbrigen Stimme. Da wird ihr Sopran hart und scharf. Bis dahin gibt sie eine Margarethe der schlichten Innigkeit und lyrischen Anmut. Bleibt noch der exzellente Valentin des Kanadiers Russell Braun zu erwähnen. Sein höhensicherer Vortrag macht aus dem Bruder von „Gretchen“ einen glaubhaften Gegenspieler von Faust und Mephisto. Hervorragend! Bieder hingegen der unauffällige Siebel von Michele Losier . Aber offenbar hat die Kanada-Connection genügt, denn für eine Rolle wie den Siebel müssten es doch eine größere Auswahl an Begabungen geben. Fazit: Trotz sensationellem Faust von Jonas Kaufmann – auch an der Met wird oft mit Wasser gekocht.






 
 
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