ESSEN Jonas Kaufmann, Typ smarter Gigolo, sieht nicht nur aus
wie der perfekte Tenor, er klingt auch so. Nun eroberte der
deutsche Anwärter auf den Sängerolymp die Essener Philharmonie
mit Szenen und Arien des lyrischen italienischen Verismo und von
Wagner.
Am Montag (10. Oktober) gastierte Jonas Kaufmann
in der Essener Philharmonie. Uneitel und bescheiden legte der
42-jährige Münchner den Ausdruck in die flexibel geführte
Stimme.
Kaufmann gehört nicht zu den Tenören, die es
nötig haben, ständig mit hohen Cs zu beeindrucken. Er fasziniert
mit seinen zarten Piani und dem strahlenden Forte, das niemals
in Brüllen entartet. Und er verblüfft mit fließenden Übergängen
und der Leichtigkeit, Melodien anschwellen zu lassen und
Spitzentöne anzusteuern.
Kaufmann singt
charakteristische Rollenporträts
Sieben Arien
sang er im Hauptprogramm, sieben charakteristische
Rollenporträts lieferte er ab. Auf sängerisch höchstem Niveau.
Intensiv und leidenschaftlich klingt er als Romeo von Zandonai,
dichtes Legato zeichnet seinen Siegmund in den "Winterstürmen"
aus. Mit der eindringlichen Gralserzählung aus "Lohengrin"
beweist er, warum er 2010 als Titelheld dieser Wagner-Oper in
Bayreuth debütieren durfte.
Kaufmann singt gern unter
Operndirigent Jochen Rieder, auch in Essen. Beide bilden ein
tolles Team und finden in den Bochumer Symphonikern einfühlsame
Mitstreiter. Die Bochumer spielen mit Präzision und hoher
Klangkultur und erweisen sich auch in Ouvertüren, Tänzen und
Zwischenspielen als veritables Opernorchester. Fürs Vorspiel zum
vierten Akt von "La Wally" gab's Bravos.
Das
Publikum war aus dem Häuschen
Bei Taubers
Operettenschlager "Du bist die Welt für mich" als zweiter Zugabe
ist das Publikum in der fast voll besetzten Essener Philharmonie
aus dem Häuschen. Und mit einem traumhaft schönen "Ombra di
nube" von Licinio Refice setzen Kaufmann und die BoSys ein
Sahnehäubchen auf den rundum gelungenen Abend.