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Gießener Allgemeine, 18. Mai 2010 |
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Brahms: Rinaldo-Kantate, Konzert in der Philharmonie
Berlin, 14. Mai
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Maestro Abbado dirigiert die Berliner Philharmoniker |
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Musikalisch lässt sich dieses dem Heldentum huldigende, zum Schluss groß
aufdrehende, orgiastische Stück kaum mit Brahms’ späteren ergreifenden
Vokalwerken vergleichen. Gleichzeitig hat es aber einen Reiz des Ungewohnten
mit einer fulminanten Phalanx an reinen Männerchören. Abbado hat hier einmal
mehr die Besten der Besten miteinander vereint, die Herren des Berliner
Rundfunkchors mit denen des Bayerischen Rundfunks. Sie alle singen
vorzüglich, vor allem beispielhaft textverständlich. Auch Star-Tenor
Jonas Kaufmann setzt der Aufführung ein paar Glanzlichter in der Titelpartie
auf, wenngleich dem Münchner die deutsche Romantik weniger zu liegen scheint
als die italienische oder französische Oper. Er, der als Cavaradossi, José
oder Werther ein so herrliches Belcanto in der Höhe hören lässt wie derzeit
kein anderer Tenor, forciert diesmal mitunter in den Spitzen, klingt fast
etwas angestrengt.
Der finale Jubel des Publikums gilt verdientermaßen einem wie immer
phänomenalen Claudio Abbado, dessen persönlicher Enthusiasmus sich in jeder
noch so kleinen musikalischen Einheit ausdrückt. Kaum zu glauben, dass er
solcherlei Raritäten sogar auswendig dirigiert. |
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