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Salzburg24/APA, 31.03.2010 |
Von Christoph Lindenbauer/APA |
Verdi: Messa da Requiem, Salzburg, 30. März 2010
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Salzburger Osterfestspiele: Standing Ovations für Klasse-
Verdi
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Auch das dritte und letzte große Orchesterkonzert bei den Salzburger
Osterfestspielen geriet zum herausragenden Ereignis - als hätte der
Wirtschaftsskandal in der Geschäftsführung die Musiker besonders motiviert,
allen Unkenrufen zum Trotz aufs Ganze zu gehen und jetzt erst recht den
künstlerischen Wert dieses häufig als Nobelfestival mit Routinecharakter
abgetanen Festivals unter Beweis zu stellen. |
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Nach der Matthäuspassion und einem ebenso grandiosen Ligeti/Berlioz-
Programm sorgten die Berliner Philharmoniker, der Chor des Bayerischen
Rundfunks sowie die vier Solisten Krassimira Stoyanova, Marina Prudenskaja,
Jonas Kaufmann und Stephen Milling gestern, Dienstag, Abend zum dritten Mal
in Serie für Standing Ovations im Großen Festspielhaus.
Natürlich ließ es Mariss Jansons im Dies Irae, dem Tag des Zorns, jenem
martialisch- kraftvollen, bis ins Mark erschütternden Orchester- Tutti,
krachen, was das Zeug hielt. Das berühmte Solo der großen Trommel donnerte
durchs Festspielhaus, die gestochen scharfen Trompeten schmetterten ihr
apokalyptisches Signal und der Chor schwang sich zu monumentaler Wucht auf,
um uns Menschlein vor der Rache des Einzigen zu warnen. Und doch, es war die
feine Klinge, mit der die Musiker um den lettischen Dirigenten noch tiefer
eindrangen ins Gemüt ihrer Hörer.
Mit akribischer Disziplin sprang der Chor des Bayerischen Rundfunks ins kaum
noch Hörbare, ohne dabei die Qualität von Klang und Sprachverständlichkeit
zu verlieren. Dann wieder knackte ein Forte- Einsatz aus dem Nichts in
Verdis Totenmesse, so unvermutet wie ein Schicksalsschlag. Besonders im
Lyrischen zum Hinknien schön sangen Mezzosopranistin Marina Prudenskaja und
vor allem Sopranistin Krassimira Stoyanova. Die beiden schwebten ins
Himmlische, wo Verdi zart und demütig komponiert hatte, und das ist der
größere Teil dieses rund hundertminütigen Sakralwerkes.
Auch im Dramatischen bis ins letzte Detail kontrolliert und klangschön
sang Jonas Kaufmann seinen Tenorpart - der Münchner hat sein Vibrato auch im
großen Forte souverän im Griff. Mit typischem, ein wenig rauem Timbre, aber
sauber und sprachverständlich in allen Lagen war Kaufmann an diesem Abend
nicht zu überbieten. Hervorragend ins Solistenteam fügte sich der
dänische Bassist Stephen Milling, dessen schlanke und transparent
durchhörbare Stimme die vielen vierstimmigen Vokalsätze wunderbar
bereicherte.
Und Mariss Jansons? Ohne Show und ohne spektakulär- sichtbares
Mobilisierungspotenzial gab er das ordnende, ergebnisorientierte Zugpferd.
Umsichtig und feinfühlig lenkte er das Riesenschiff dieses orchestralen und
vokalen Monumentes durch alle Untiefen drohender Fadesse und verlor die
Spannkraft dieser ebenso intimen wie großflächigen Totenmesse nicht ein
einziges Mal. Atemberaubend bis zum letzten Ton.
Die Opern- und Konzert- Programme der Osterfestspiele im Großen
Festspielhaus sind mit diesem Konzert exponiert und werden, in umgekehrter
Reihenfolge, von Karfreitag bis Ostermontag wiederholt. Dazwischen stehen
insgesamt drei Kammerkonzerte mit verschiedenen Ensembles der Berliner
Philharmoniker auf dem Programm im Großen Saal des Mozarteums. |
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