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Kaufmann begann
erstaunlich verhalten; in den ersten Liedern klingt seine Stimme
überraschend dunkel und baritonal grundiert. Das Wandern scheint für
diesen Gesellen gerade keine "Lust"zu sein: als ahne er schon hier am
Beginn, wohin die Reise führen wird. Während man noch mutmaßt, ob
Kaufmann also Fischer-Dieskaus Lösung wählt und eine gezielte narrative
Brechung in seine Lesart einbezieht, befreit sich die Stimme, wird
unversehens heller und klarer. Bei der "Danksagung an den Bach" klingt
die Abmischung mit der Kopfstimme zwar noch etwas instabil, dafür
gelingen die Schlüsselverse "O Bächlein meiner Liebe, / Wie bist du heut
so stumm" nachgerade magisch in ihrem leuchtenden Pianissimo. Überhaupt
sind diese leisen Zauber-Momente die eigentliche Stärke der
Interpretation. Wie schmerzlich-betörend tönt etwa die Phrase "Und aus
dem tiefen Herzen ruft / Die Liebe Leid und Sorgen" im "Morgengruß" oder
der traurig-schöne Strophenreigen des abschließenden Wiegenlieds. Hier
zeigt auch der einfühlsame Helmut Deutsch eine besonders klug nuancierte
Anschlagskunst. Weniger glücklich wird man dagegen mit exponierten
Passagen wie "Dein ist mein Herz" in "Ungeduld" oder "Die geliebte
Müllerin ist mein!", die für einen "Lohengrin"-Sänger an der Schwelle
zum Heldenfach erstaunlich forciert klingen. Auch wünscht man Kaufmann
in Kontrastliedern wie "Der Jäger" noch mehr Mut zum Charakteristischen,
ja mitunter sogar - in bewusstem Gegensatz zu seinem oktroyierten Image
als Schönsinger - zum Hässlichen. Kaufmanns Interpretation, bereits
jetzt erfreulich durchdacht, würde dann noch entscheidend an
Glaubwürdigkeit und Authentizität hinzugewinnen.