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Hessische/Niedersächsische Allgemeine
Zeitung, 26. Juli 2010 |
Von Ralf Döring |
Wagner: Lohengrin, Bayreuth, 25. Juli 2010
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Kaufmann ist kein Kraftprotz
Ein fulminanter Auftritt des Star-Tenors
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Bayreuth. Ein neuer Bayreuth-Star ist geboren: Jonas
Kaufmann. Sein Debüt auf dem Grünen Hügel als Lohengrin wurde zum Triumph.
In zartestem Piano setzt die Partie ein: „Nun sei bedankt, mein lieber
Schwan!“ So locker und sicher, wie Kaufmann diese ersten Töne setzte, so
souverän bewältigte er die ganze Partie. Nicht als Kraftprotz, sondern mit
elegantem, fast italienisch anmutendem Wagner-Gesang. |
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Ein strahlend heller Tenor, offen bis in höchste Lagen – und eine
charismatische Bühnenerscheinung. Nicht ganz so frei, doch mit berührender
Intensität und reichem Timbre sang Annette Dasch die Elsa. Ihr Gegenbild,
Ortrud, verkörperte Evelyn Herlitzius mit expressiver Stimmgewalt, die teils
die Grenzen des Wohlklangs sprengte - und neben Beifall auch Buhs
provozierte.
Georg Zeppenfelds Bassgewalt ließ König Heinrich stimmlich alles andere als
labil erscheinen. In Samuel Youn hatte er einen kraftvollen Heerrufer. Als
Schwachpunkt erwies sich Hans-Joachim Ketelsens stimmlich etwas unstabiles
Telramund.
Der 31-jährige lettische Dirigent Andris Nelsons war vorab schon als neuer
Star gepriesen worden. Doch wirkte manches an diesem Abend noch
unausgegoren. Auf den sehr langsamen Beginn, dessen sphärische Klänge fein
erstrahlten, folgten teils sehr rasche Tempi - so auch beim ziemlich
geschwinden Brautchor „Treulich geführt“. So verständlich Nelsons’ Drang zur
Pathos-Vermeidung ist, sie führte gelegentlich zu Ruppigkeiten, an denen
auch der Festspielchor beteiligt war. |
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