Er ist ein Gesamtpaket, das alle Anforderungen erfüllt: Der überaus
herzeigbare Jonas Kaufmann versetzt derzeit mit Ausnahmestimme und
rasant ansteigendem Starfaktor sowohl die Klassik-Branche (jüngst wurde
er mit dem "Echo"-Preis als Sänger des Jahres gewürdigt) als auch das
Publikum in Wallungen.
So tummelten sich auch am Mittwoch vor
dem Wiener Konzerthaus Kartenkaufwillige zuhauf. Denn drinnen gab es
Kaufmann ganz nah und pur: Im ausverkauften Mozart-Saal absolvierte er
nicht das zum neuen Album "Verismo Arias" (Decca) passende
Arien-Glanzprogramm, sondern widmete sich einem leisen Liederabend mit
Schumann und Mahler. Und zeigte sich dabei als hoch verfeinerter
Stimmdarsteller. Der 41-jährige Tenor sang sich durch die subtile
Gefühlspalette - intensiv und mit aller notwendigen Ernsthaftigkeit.
Strahlte, spielte und flüsterte. Drängte und drückte seine Stimme rund
um Übergangstöne zusammen, um dann aus dieser Enge in umso größeren
Glanz auszubrechen.
Eine eigenständige, herausragende
Performance, die in Helmut Deutsch einen geschmackvoll formenden
Begleiter gefunden hat. Emotionaler Fokus: die "Kindertotenlieder",
denen Kaufmann eine voyeurismusfreie Ehrlichkeit verlieh, die
erstaunlich war. Pur und fern der lauten Marketingmaschine hat Kaufmann
die musikalische Essenz gesucht - und gefunden. Anhaltender Applaus,
mehrere Zugaben.
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