Kurier, 22.10.2010
Georg Leyrer
Liederabend, Konzerthaus Wien, 20. Oktober 2010
Der Klassik-Strahlemann glänzt mit leisen Tönen
 
Er ist ein Gesamtpaket, das alle Anforderungen erfüllt: Der überaus herzeigbare Jonas Kaufmann versetzt derzeit mit Ausnahmestimme und rasant ansteigendem Starfaktor sowohl die Klassik-Branche (jüngst wurde er mit dem "Echo"-Preis als Sänger des Jahres gewürdigt) als auch das Publikum in Wallungen.

So tummelten sich auch am Mittwoch vor dem Wiener Konzerthaus Kartenkaufwillige zuhauf. Denn drinnen gab es Kaufmann ganz nah und pur: Im ausverkauften Mozart-Saal absolvierte er nicht das zum neuen Album "Verismo Arias" (Decca) passende Arien-Glanzprogramm, sondern widmete sich einem leisen Liederabend mit Schumann und Mahler. Und zeigte sich dabei als hoch verfeinerter Stimmdarsteller. Der 41-jährige Tenor sang sich durch die subtile Gefühlspalette - intensiv und mit aller notwendigen Ernsthaftigkeit. Strahlte, spielte und flüsterte. Drängte und drückte seine Stimme rund um Übergangstöne zusammen, um dann aus dieser Enge in umso größeren Glanz auszubrechen.

Eine eigenständige, herausragende Performance, die in Helmut Deutsch einen geschmackvoll formenden Begleiter gefunden hat. Emotionaler Fokus: die "Kindertotenlieder", denen Kaufmann eine voyeurismusfreie Ehrlichkeit verlieh, die erstaunlich war. Pur und fern der lauten Marketingmaschine hat Kaufmann die musikalische Essenz gesucht - und gefunden. Anhaltender Applaus, mehrere Zugaben.






 
 
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