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Münchner Merkur, 1. Juni 2010 |
Markus Thiel |
Bizét: Carmen, München, 30. Mai 2010
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Ausschnitt:
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„Eine bessere Sängerin der Titelheldin als Elina Garanca gibt es derzeit
nicht.Alles, was auf dem musikalischen Carmen-Wunschzettel steht, erfüllt
die Garanca: eine völlig unverschleierte Stimme, den für diese Partie
riesigen Tonumfang, die lässig hingeworfenen kleinen Verzierungen, auch die
dramatischen Pegel-Spitzen, vor allem aber ein stil- und selbstbewusstes
Singen, das manch große Vorgängerin verblassen lässt. Und doch: Irgendwie
scheint ihr Spiel nicht dazu zu passen. Womöglich, weil die Lettin selbst
ahnt, dass sie im tiefsten Innern keine Carmen ist. Und schon klafft die
Schere auseinander: Was sich vokal als kluge Abwägung aller Zutaten bietet,
ist darstellerisch eine Klischeelösung aus dem billigen Bahnhofsviertel.
Anders Jonas Kaufmann, dem man jede Sekunde des zögernden, irritierten,
naiven, schließlich zum tödlichen Wutanfall gereizten Don Jose abnimmt. Und
dabei fast überhört, dass er mit verschattetem Tenor meist die Muskeln
spielen lässt - statt mit schlanker, ausgeglichener Phrasierung zu
gestalten.Zum Showdown zweier Gesangsschulen kommt's im Duett mit Micaela:
Genia Kühmeier führt mit ätherischen Tönen vor, was genau unter entspannter
Mezzavoce zu verstehen ist.
MM/tz vom 01.06.2010 Markus Thiel |
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