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Münchner Abendzeitung, 31. Mai 2010 |
Volker Boser |
Bizét: Carmen, München, 30. Mai 2010
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Der Schöne und das Biest
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Kann es eine bessere Besetzung geben? Kaum, findet die AZ |
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Sie
hat etwas Zerstörerisches an sich – und provoziert auch gerne. In der
Habanera sucht sie sich unter den Statisten, welche die Ruinen von Lina
Wertmüllers Staatsopern-Inszenierung bevölkern, ausgerechnet den Priester
aus, den sie frech und aufmüpfig ansingt: „L’amour est un oiseau rebelle“.
Ein „rebellischer Vogel“, das ist Elina Garanca als Carmen. Vergleicht man
ihr grandioses Staatsoperndebüt in dieser Rolle mit ihrem Auftritt vor ein
paar Monaten in Londons Covent Garden, dann fällt auf, wie viel an
Intensität sie dazu gewonnen hat, wie es ihr gelingt, Fatalismus und
Freiheitsdrang auch im gesanglichen Ausdruck zu beherrschen. Und wie sie
geradezu genüsslich die Waffen einer Frau gebraucht: ein Augenaufschlag,
eine kleine obszöne Geste – es ist ein Wunder, dass sich Don José so lange
ziert.
Nicht immer wusste Jonas Kaufmann mit dem Bühnenraum etwas anzufangen.
Zumeist stand er ein wenig hölzern herum. Aber er sang hinreißend. Vor
allem: Er forcierte nie, wagte leise Momente, etwa zum Schluss der
„Blumenarie“, die zwar von Bizet so komponiert sind, aber zumeist um des
Effektes wegen oder auch aus Unvermögen ziemlich direkt angegangen werden.
Waschlappen und Drama-Queen
Dass er in dem verliebten Sergeanten eher einen Waschlappen sieht, der
sich an Mamas Rockzipfel klammert, ist Geschmacksache. Don José hat eben
Pech. Er ist der falsche Mann am falschen Platz. Schade, dass Genia Kühmeier
als Micaela die naive Bauernmädchen-Pose so verinnerlichte. Carmens Erotik-
Power war nie gefährdet. Ildebrando d’Archangelos Macho-Posen mochten für
den Escamillo angebracht gewesen sein. Stimmlich bot der italienische
Bariton allenfalls Routine.
Glanz kam aus dem Orchestergraben. Dirigent Karel Mark Chichon, der Ehemann
Elina Garancas, heizte mächtig ein, war aber mit dem wunderbar sensibel
reagierenden Staatsorchester auch immer zur Stelle, wenn die Musik leise um
Empfindsamkeit rang. Die kommenden Aufführungen sind zwar ausverkauft, aber
den Versuch, eine Karte zu ergattern, sollte man dennoch wagen.
Foto (Bayerische Staatsoper, Hösl) |
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