Münchner Abendzeitung, 27.10.09
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Wagner: Lohengrin, München, Oktober 2009
Mehr Dünnbrett als Vollholz
 

Ob diese Elsa einen Bausparvertrag hat, werden wir nie erfahren. Und befragen kann man sie ja auch nicht, in dieser hektischen Schnell-schnell-zu-Wüstenrot-Atmosphäre, den Schubkarren schubsend und mörtelnd, dass man fast einen Sponsoren aus der Wiener Opernball-Logen-Klientel vermuten muss. Aber dann wäre Danielle de Niese die Elsa. Oder sonst ein neckisches Sopranmausi.

In der Wiederaufnahme von Richard Jones Vollholz-aber-Dünnbrett-Deutung musste sich Emily Magee in die blaue Latzhose zwängen und den Kampf mit dem übergroßen Schatten der fabelhaften Anja Harteros aufnehmen. Mehr als Brav-Solides, vorgetragen mit eigentümlich gedämpfter Stimme hörte man leider nicht, obwohl der allerzärtlichste Schwanenritter des Jonas Kaufmann einen feinst gewirkten Teppich an Gefühlen vor ihr ausbreitete. Bei Wagner punktet man eben auch mit leisen, samtweichen Tönen - und hat am Ende noch genug Saft für eine berührende Gralserzählung. Kein Wunder also, dass alle drei Vorstellungen restlos ausverkauft waren. Und schließlich musste dieser Lohengrin auch über wackelnde Chöre, über die Schärfen der darstellerisch immerhin überzeugenden Michaela Schuster als Ortrud hinwegtrösten, oder über den Telramund des Eike Wilm Schulte, der mehr wütender Heimatpfleger als gedemütigter Rächer war. Nur der neue Heinrich konnte neben Kaufmann mit Wagner-Noblesse bestehen: Wenn Hans-Peter König loslegt, strömt's aus kultiviertesten Kellertiefen. Und jede Silbe sitzt.






 
 
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