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Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 13. Oktober
2009 |
Michael-Georg Müller |
Konzert, Düsseldorf, Tonhalle, 11. Oktober 2009
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Jonas Kaufmann: Der Tenor als Traumtyp
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Dunkle Lockenmähne, Dreitagebart, lässiger Schritt. Jonas Kaufmann hat mehr
von einem Traumtypen aus „Sex and the City“ oder von einem Rockstar denn von
einem Startenor. Selbst den Frack trägt Er wie ein artiger Sportler beim
Presseball. Lederjacke und Jeans wären ihm vermutlich lieber – dem
Münchener, der seit zwei Jahren eine verblüffend steile Karriere macht, als
Opern- und Liedtenor international gefeiert wird.
Unverkrampft, charmant und entwaffnend – so erlebten ihn die begeisterten
Zuschauer in der Düsseldorfer Tonhalle – der einzigen NRW-Station auf seiner
Tournee. Wenn auch eine Promotion seiner neuen CD mit deutschen Opernarien
im Vordergrund steht, so lässt der 40-jährige Tenor das keine Sekunde
spüren. Im Gegenteil. Er demonstriert, wie er sich die Rollen erarbeitet,
wie er sich entwickelte vom lyrischen Mozart-Sänger, sich um italienischen
Fach etablierte und nun in den Olymp der Wagnertenöre vorkämpft. Im Juli
2010 singt er „Lohengrin“ in Bayreuth.
Feinnerviger Romantiker
Seine Stimme hat nichts mehr von einem hellen und biegsamen Mozarttenor. Das
hört man in der „Bildnis-Arie“ (Zauberflöte). Keine schwerelose
Lichtgestalt, sondern ein Tamino aus Fleisch und Blut. Dunkel sonor die
Stimmfarbe, fast wie ein erdiger Bariton klingt er, auch als Florestan
(„Fidelio“) in „Gott welch Dunkel hier“. Hier setzt er die hohen Noten fast
tonlos in der Kopfstimme an und lässt sie bis zum dramatischen Forte
anschwellen. Als modern feinnerviger Romantiker gibt er sich in
Wagner-Partien. Ungeheuer kraftvoll und farbenreich schwingt sein Tenor aus,
zarte Höhen,
leuchtende, warme Tiefen. So wird Lohengrins Gralserzählung zu einem
Erlebnis. Zur Abwechslung singt Jonas Kaufmann auch Lieder und
Operetten-Schlager, als Zugabe, zur Freude der Fans.
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