Mittelbayerische, 25.02.2008
Von Gerhard Heldt, MZ
Konzert, München, 24. Februar 2008
Von Regensburg aus zur Weltkarriere
Musik Er begann 1993 am Regensburger Theater. Heute ist Jonas Kaufmann ein international erfolgreicher Tenor.
Foto: Abendzeitung, Dorothee FalkeMünchen/Regensburg. Als der Tenor Jonas Kaufmann am 5. Dezember 1993 in Regensburg als Caramello in „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß seine Bühnenkarriere startete, ahnte niemand, dass dieser gut aussehende Münchner sich binnen kurzer Zeit die großen Bühnen Europas erobern würde.

Er studierte an der Münchner Musikhochschule und ging 1994 nach Saarbrücken. Es folgten Engagements in Stuttgart, Hamburg, Chicago, Paris, an der Scala und 1999 bei den Salzburger Festspielen. Von Zürich aus, das zu seinem Haus wurde, war er schnell in Berlin, Paris, London und Mailand ebenso gefragt wie an der Metropolitan Opera New York, aber in seiner Heimatstadt München nicht.

Beim ersten „Ball der Künste“ im Mai 2007 sagte Rámon Vargas kurzfristig ab. Als Ersatz wurde ein gebürtiger Münchner namens Kaufmann angekündigt. Und der sang sich spontan in die Herzen der kunstsinnigen Ballbesucher. Knapp ein Jahr später hatte ihn nun seine Heimatstadt mit einem fulminanten Arien-Abend wieder.

Im überfüllten Herkulessaal sang Jonas Kaufmann Ausschnitte aus deutschen italienischen und französischen Opern, steckte den Rahmen ab, den er sängerisch-stilistisch beherrscht. Der Abend war Teil der Startkampagne seiner CD „Romantic Arias“, die ihn als Latin-Lover-Sänger pusht. Ein besseres Orchester als die bieder aufspielende Nordwestdeutsche Philharmonie Herford unter Matteo Beltrami wäre diesem Abend angemessener gewesen.

Kaufmanns Stimme schöpft ihre Kraft aus einer gesunden Mittellage. Das macht seinen dunkel timbrierten Tenor unverwechselbar. Mozarts „Bildnis“-Arie scheint er fast schon entwachsen, dagegen ist er prädestiniert für den Duca („Rigoletto“), dessen Szene und Arie „Ella mi fu rapita ... Parmi veder la lagrime“ er mit allen Finessen des Belcanto-Singens ausstattete: einschmeichelnde Piani, kraftvolle Attacken, stilsicher eingesetztes mezza voce (halbe Stimme) und faszinierende Crescendi weisen ihn als kompletten Belcantisten aus, dem auch das französische Fach („Blumen-Arie“ des Don José aus Bizets „Carmen“ und Werthers „Pourquoi me réveiller“ aus Massenets gleichnamiger Oper) bestens liegt.

Höhepunkte des Abends waren Cavaradossis „E lucevan le stelle“ („Tosca“), das Kaufmann, düster beginnend, verhalten, ohne jeden Schluchzer und ohne Effekthascherei vortrug. Lionels Arie „Ach, so fromm“ aus Flotows „Martha“ sang er lyrisch mit Tönen, wie sein Vorbild Fritz Wunderlich sie hatte. Das Preislied Stolzings aus den „Meistersingern“ gestaltete er so, wie Wagner sich sein Gesangsideal vorgestellt hatte: mit italienisch geschulter Stimme in deutschem Wohlklang. Mit zwei italienisch gefärbten Zugaben zeigte Kaufmann dann nochmals sein exzeptionelles sängerisches Können, setzte mit Lehárs „Dein ist mein ganzes Herz“ und „La donna è mobile“ („Rigoletto“) nochmals eins drauf. Man darf sich auf den Münchner Festspiel-„Lohengrin“ 2009 freuen!






 
 
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