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kulturexpress.de, 23. Mai 2006 |
Rolf E.Maass |
Die verkaufte Braut, Frankfurt, Premiere vom 21. Mai 2006
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Auch das stimmliche Volumen von Jonas Kaufmann (Tenor) hatte Wenzel die
Braut gekostet in Smetanas Oper
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Zur Premiere am 21.Mai -
Smetanas "Die verkaufte Braut" an der Oper Frankfurt |
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Mit begeistertem Beifall wurde die Premiere am
21. Mai 2006 zu Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“ an der Frankfurter
Oper aufgenommen. Das gefüllte Haus bekam eine humorvolle Oper, die
bezeichnenderweise auch als komisches Singspiel oder Operette durchgehen
kann. Die Stimmung war gut. Das Publikum wirkte gelöst, denn es hat
bekommen, was es zur Feier des Tages haben wollte. Die Attraktionen auf der
Bühne versetzten das Geschehen in eine angenehme Spannung. Besonders das
Licht, die Lichtführung hat es einem dabei angetan. Die Arbeit die Frank
Keller hier geleistet hat, kam den Singenden auf der Bühne zu Gute. Voller
Frische den unterkühlten Frühling draußen aus vollem Herzen auf der Bühne
auszuschütten, war eine gelungene Sache. Daß es im Stück um versuchten
Menschenhandel geht, sei nur am Rande erwähnt. Das Volkstümliche hat seine
eignen Reize, die unmißverständlich sind und zum Mitmachen anregen. Es ist
ein wiederkehrendes Ritual, das wie jedes Jahr von neuem den Frühling wie
auf einem sich drehenden Karussell präsentiert.
Die tschechische Mentalität ist in dieser Hinsicht der bayrischen oder
hessischen sehr ähnlich. Smetana nimmt durchaus Bezüge aus deutschem
Volksgut auf, indem er den Zirkusdirektor als Sachsen erscheinen ließ. Seine
neudeutsche Orientierung widersprach keineswegs dem nationalen Gedanken des
Stückes. Ein unterdrücktes Volk konnte sich in Form einer komischen Oper
durchaus wiedererkennen. Uraufgeführt wurde die Oper in drei Akten von
Bedrich Smetana (1824-1884) am 25.September 1870 im Prager Interimstheater.
Der Text stammt von Karel Sabina, der von Kurt Honolka ins Deutsche
übertragen wurde.
Bisweilen kann man bei Opern nicht jedes Wort verstehen, was bei Wagner noch
viel unangenehmer ist. Die Vertragsmodalitäten zum Beispiel zum Verkauf der
Braut bis ins Einzelne hinein, waren nicht einfach. Das Bühnenbild insgesamt
erinnerte an ein überdimensioniertes Kachelbad mit blauen, gemusterten
Flächen. Der Badezimmereffekt im Hochhaus betonten Frankfurt mit seinen
Glasfassaden, ist längst kein Novum mehr. Die klinische Frische gab dem
Treiben freien Lauf.
Der innere Raum des Bühnenbild besteht aus einem dreistöckigen weißen
Gerüst, das an die Fassade bei Fachwerkhäusern erinnert. Es wurde gleich vom
hereinströmenden Volk in der ersten Szene mit Blumen in Blumenkästen
bestückt. Eine Putzfrau säuberte grotesker Weise die Kacheln, eine
Putzkolonne ahmte ihr nach mit einem langen Mob bewaffnet. Von Anfang an
wird das Volkstümliche sichtbar. Zwischendurch gab es immer wieder lauten
Beifall, so zum Beispiel die Szene als sich Marie und Hans innig wie zwei
Verliebte in den Armen lagen und als nächstes Kecal auftaucht, um den Vertag
mit Micha zu regeln.
Ein reicher Gutsbesitzer Micha wird gesungen von Dietrich Volle, der seit
dem Jahr 2000 an der Frankfurter Oper tätig ist und schon zahlreiche
herausragende Rollen gespielt hat. Mit im Vordergrund Marie, die Braut mit
Maria Fontosh zu benennen, die ihre Rolle vorbildlich gespielt hat. Sie kam
für ihre Gesangsausbildung 2002 nach Schweden und wurde bei Placido Domingos
Operalia Wettbewerb in Paris ausgezeichnet. Natürlich Hans, der Geliebte
von Marie, mit Jonas Kaufmann, dessen Tenor einen außergewöhnlichen Klang
erreicht. Deren Fülle fast gar nicht zu seiner jugendlichen Rolle paßt. Es
ist erstaunlich welche Fähigkeiten Menschen haben können, trotz ihres
legeren Aussehens auf der Bühne. Jonas Kaufmann kam zu Beginn der Spielzeit
für einen Liederabend an die Oper. Er trat bereits als Tenor zusammen mit
Susan Craham auf und debütiert 2005/2006 an der Metropolitan Opera in New
York. Er erhielt lauten Beifall und bekam einen Blumenstrauß stehender
Ovation auf die Bühne geworfen. Unverkennbar und ausgezeichnet
dargestellt der Händler und Geschäftsmann, der für die Vertragsmodalitäten
zuständig ist. Kecal, gespielt von Gregory Frank, der diese Rolle so
glaubwürdig darstellt und merkwürdig abstrus mit seiner schwarzhaarigen
Frisur untermalt, daß er ebenfalls außerordentlichen Beifall erntete. Auch
der Zirkusdirektor begeisterte. Nicht zuletzt, weil das Stück so viel
humorvolle Elemente beinhaltet. Sein Zirkuswagen, ein alter VW-Bus
durchstieß rollend die Wand, um auf die Bühne zu gelangen. Um noch mehr
Tamtam zu verbreiten, stieß der 70jährige Baßbariton Carlos Krause seinen
Gesang sogar durch ein Megafon. Carsten Süß sang den Wenzel, der Bruder von
Hans wie sich später herausstellt und erste Sohn des Gutsbesitzers Micha und
dessen Frau Háta, gesungen von Margit Neubauer. Für Wenzel sollte die Braut
käuflich erworben werden. Er verzichtet jedoch und zieht das Zirkusleben zur
Betrübnis seiner Eltern als tänzelnder Braunbär vor. Armer brauner Bär kann
man nur sagen. |
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