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Salzburger Nachrichten: 16.
Juli 2003 |
H. Sch. |
Schubert: Die schöne Müllerin,
Lambach, Sommerrefektorium, 13. Juli 2003
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J. Kaufmann in Lambach
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Nachdem der junge, in München geborene Tenor
Jonas Kaufmann von den OÖ. Stiftskonzerten bereits vor zwei Jahren für den
Solo-Part in Verdis Requiem verpflichtet worden war, kam der international
inzwischen steil aufsteigende Sänger, der heuer die Partie des Belmonte in
Mozarts "Entführung" bei den Salzburger Festspielen singen wird, zu einem
Liederabend im Stift Lambach. Allerdings waren die Umstände für ihn nicht
gerade günstig, da das soeben neu renovierte, als Saal sehr attraktive
Sommerrefektorium für kleinere Stimmen "maßgeschneidert" erscheint, während
Kaufmann über eine satte Opernstimme verfügt: dunkle, kompakte Basis,
füllige Mittellage, sehr expansive Höhe, die in dem halligen Raum sich
geradezu imponierend verbreitete. Damit sei nicht gesagt, dass der
Liedgesang mit leisen Tönen auskommen sollte, schon gar nicht in Schuberts
populärstem Zyklus ("Die schöne Müllerin"), der von verschmähter Liebe, von
Eifersucht und Verzweiflung geprägt wird. Spätestens seit Erwin Ringel
wissen wir, dass der von der (schönen) Müllerstochter wegen des sozial
höhergestellten Jägers verschmähte Handwerksgeselle als extrem
suizidgefährdet einzuschätzen ist. In der literarischen Vorlage (Wilhelm
Müller) stürzt er sich tatsächlich - wenn auch unvertont - in den Mühlbach.
Jonas Kaufmann konnte die originale Stimmlage (Tenor) für sich beanspruchen
sowie den konsequenten Wander-Duktus: Schubert wollte nur maßvolle Ausbrüche
aus der Gesangslinie, um Gefühle zum Hörer zu transportieren. Wichtige
Gestaltungsmittel wie parlando und mezzavoce realisierte Kaufmann als
Klangreduktion, die er seiner substanzvollen Stimme häufig abringen konnte,
doch war das meist mit reduzierter Klangqualität, mit verspannter
Tonproduktion und einer Annäherung an den Sprechgesang verbunden. Die
packendsten Eindrücke vermittelte daher auch der exzellte Begleiter Helmut
Deutsch am Klavier. H. Sch. |
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