Neue Zürcher Zeitung
P.Hagmann
La Damnation de Faust, Genf, 13. Juni 2003
Als Kontrast dazu breitet die Produktion eine Reihe grandioser, überaus wirkungsvoller Tableaus aus. Olivier Py, der Autor, Schauspieler, Regisseur, Filmer, und sein kongenialer Ausstatter Pierre-André Weitz arbeiten zunächst und in erster Linie mit Raum und Licht. Da hebt sich einmal die gesamte Unterbühne und lässt in monumentaler Langsamkeit eine weitere Ebene des Spiels aus den Tiefen des Bodens heraufsteigen, da wird ein anderes Mal die Bühne nach hinten hin geweitet und zugleich scharf in die Perspektive geführt, so dass die Darsteller wie vergrössert erscheinen. Und sehr speziell die Lichtführung, die den in der Oper so fest etablierten Verfolgungsscheinwerfer kaum einsetzt, die Figuren vielmehr oft im Halbdunkel agieren lässt, dafür aber die Räume mit ausgeprägter Atmosphäre versieht. Ungewöhnlich auch die üppige Verwendung von Bühnenfeuer; immer wieder dieses Flackern, das von der Omnipräsenz des diabolischen Méphistophélès zeugt. Von untergeordneter Bedeutung ist in dieser Inszenierung die Ausgestaltung der einzelnen Figur. Frédéric Caton singt die grosse Arie des Brander mit kräftigem Ansatz, bleibt aber dennoch blass. Und Katarina Karnéus verfügt stimmlich wie darstellerisch über zu wenig Freiheit, um die in der Partie der Marguerite angelegte Sinnlichkeit wirklich über die Rampe zu bringen. Jonas Kaufmann dagegen ist ein Faust, dem man die Depression weniger glaubt als der Wille zum Handeln, und sei es der zur Selbstzerstörung; aber auch dieser junge deutsche Tenor bleibt in der Darstellung gehemmt, und zudem zeigt er Schwierigkeiten in der Aussprache des Französischen. Für die Überraschung der Produktion sorgt José Van Dam, ein mit allen Wassern gewaschener Méphistophélès; auch wenn er stimmlich den Zenit längst überschritten hat (und in der zweiten Aufführung noch durch eine Halsentzündung behindert wurde) - was dieser Sänger-Darsteller aus seiner Partie macht, steht für ein ganzes Künstlerleben"
Foto: Archives du Grand Théâtre de Genève






 
 
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