Saarbrücker Zeitung
GISELA SCHÄFER
Offenbach: Die beiden Blinden, Saarbrücken, April 1996
Die beiden blödeln, was das Zeug hält
Nachgeholte Premiere der einen von zwei Offenbach-Operetten, die das Saarländische Staatstheater im Theater Arnual spielt: Krankheitshalber hatte Anfang Februar "Die beiden Blinden" ausfallen müssen, so daß nur "Häuptling Abendwind" aufgeführt werden konnte. Jetzt also sind beide Stücke zu sehen. Wer gewinnt: die inzwischen total verbogene Posaune oder die Mundharmonika? Die beiden Rivalen einigen sich auf ein Wettsingen - und das wird wunderschön. Selbst Kaiserin Eugénie, Gattin Napoleon III., bat einst bei einer Aufführung in den Pariser Tuilerien um die Wiederholung des Gesangswettstreits der "Beiden Blinden". Jacques Offenbach komponierte spritzig und witzig. Er mußte es, sollte sein eigenes Theater "Bouffes Parisiennes" an den Champs-Elysées überleben. Eröffnet wurde es 1855 mit "Die beiden Blinden", einer Musiquette, also einem kleinen operettenhaften Werk.

Die Regisseurin Daniela Majer verlegte die Szene auf den Bahnhof von Hackerbrücke in Bayern. In dem liebevoll gestalteten Bühnenbild (Brigitte Benner) fühlten sich die beiden angeblich blinden Bettler (Jonas Kaufmann und Rupprecht Braun) wohl. Sie blödeln, was das Zeug hält: "Saan Sie schoan ollweil so blind?" - "Mei Voater hoat mi sogar noach Noten geschloagen." Ihr Gesang steht der bayrischen Gaudi nicht nach. Martin Straubel, der Dirigent, leitete sie geschickt und führte auch das kleine, unsichtbare Orchester mit sicherer Hand durch die feine, filigrane Musik Offenbachs. Nächste Aufführungen: 6., 17., 19. 4.






 
 
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