BR Fernsehen, 23.9.2010

Singend verzweifeln

Autorin: Angelika Kellhammer
Capriccio
 
Jonas Kaufmann singt auf seiner neuen Platte Verismo-Arien: Beziehungsdramen, gewaltige Gefühle, Tränen, Untergang
 
 
2009 in München, 2010 in Bayreuth: Tenor Jonas Kaufmann singt den Lohengrin. Sehr antiheldisch ist seine Version, er zeigt Lohengrin als Melancholiker, als gescheiterten Liebenden. Man kann jedes Gefühl in der Stimme hören, und das muss der Opernsänger ausnutzen, sagt der Startenor. Und jetzt hat sich Kaufmann den ganz großen Gefühlen angenommen: Auf seiner neuen Platte singt er Verismo-Arien. Also jene Musik der italienischen Oper, bei der sich die Leidenschaft oft bis an den Rand des Wahnsinns und darüber hinaus steigert. Das Lachen des Clowns "Bajazzo" aus Ruggero Leoncavallos Oper "Pagliacci" etwa, das eigentlich ein verzweifeltes Weinen ist - hat der Clown, der die Zuschauer unterhalten soll, doch gerade erst erfahren, dass ihn seine Freundin betrügt ...

Wir haben Kaufmann in München getroffen, weil wir wissen wollen, wie das geht, wie man diese verzweifelte, kontrollierte Ekstase in die Stimme bekommt. Kaufmann hat keine Angst vor großen Gefühlen, er begibt sich direkt hinein in die Rollen, die er verkörpert, er will, dass das Publikum nicht mehr ihn, als Jonas Kaufmann, wahrnimmt, sondern eben als den, den er in seiner Rolle jeweils gerade darstellt. Klar, dass das anstrengend ist! Nach den Aufnahmen für die Verismo-Arien im Studio war er immer völlig fertig, psychisch und physisch - hat er doch alle Abgründe, von denen er gesungen hat, auch in sich gespürt.
 
Video, Avi Format
 
 
 
 
 
 






 
 
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