"Otello" mit Jonas Kaufmann:
Tödliches Eifersuchtsdrama am Royal Opera House in London - musica
Es ist eine sehr anspruchsvolle und
riskante Rolle für einen Tenor und eine wahre Herausforderung für einen
Dirigenten: Der Otello von Verdi triumphiert am Royal Opera House in London.
Musica hat mit Tenor Jonas Kaufmann und Dirigent Antonio Pappano gesprochen.
Euronews, 29/06/2017
Jonas Kaufmann und Antonio
Pappano: eine enge künstlerische Beziehung
Es war die Aussicht darauf, mit Pappano
zusammenzuarbeiten, die Kaufmann davon überzeugt hat, die Rolle des Otello
anzunehmen. Der Dirigent und der Tenor haben in den vergangenen 15 Jahren
eine enge künstlerische Beziehung zueinander aufgebaut. “Es spielt eine
große Rolle, wo man die Rolle zum ersten Mal singt und mit wem”, so Kaufmann
im Interview. “Das müssen Menschen sein, denen man vertraut, die einem, wenn
nötig, helfen und die die Musik auf dieselbe Art und Weise interpretieren.
Und Tony Pappano ist genau so ein Typ.”
“Die Rolle des Otello ist für
eine Karriere entscheidend”, so Pappano. “Man darf sie nicht zu früh in
seiner Laufbahn annehmen und sie auch nicht zu leicht nehmen, auch, wenn sie
auf dem Papier machbar aussieht und man sich sagt, das ist singbar. Wenn man
aber die ganzen Gefühle bedenkt und die Paranoia, die mit der Eifersucht und
dem Argwohn einhergehen, dann wird die Rolle auf einmal zehn Mal
schwieriger. Es ist, als würde man eine schwere Last auf seinen Schultern
tragen.”
Kaufmann: “Es ist entscheidend, wo man die Rolle zum ersten
Mal singt und mit wem. Das müssen Menschen sein, denen man vertraut, die
einem, wenn nötig, helfen und die die Musik auf dieselbe Art und Weise
interpretieren. Und Tony Pappano ist genau so ein Typ.”
Der Schlüssel
zur Musik ist für ihn das Gefühl, so der Tenor. “Man kann die Musik von
ihrer Struktur her begreifen und durch ihre Logik und so zu einem Ergebnis
kommen. Oder man nimmt die Gefühle und benutzt Musik als ein Werkzeug zum
Ausdruck von Gefühlen. Das ist mein Ansatz und auch der von Tony.”
Dirigent und Sänger müssen dafür eng zusammenarbeiten, so Pappano: “Der
Dirigent muss sehr genau auf die Bedürfnisse der Sängerinnen und Sänger
achten, auf ihr Tempo. Aber man muss sie auch führen und mit ihnen arbeiten
und ihre fantasievollste Darbietung aus ihnen herausholen. Denn für dieses
Material braucht man Vorstellungskraft und einen wirklichen Austausch
zwischen den Charakteren.”