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Abendzeitung, 16. November 2019 |
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Die Anbetung des Heiligen Jonas
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Die
Damen drehen durch. Das gehört sich so bei einem schönen Tenor. Und wenn er
dann noch richtig gut singt, ist die Anbetung so sicher wie das Amen in der
Kirche. Jonas Kaufmann genießt das natürlich, aber er besitzt genug Humor,
um eine solche Szene selbstironisch zu zelebrieren. Die Damen beim Benefiz-
„Life Ball" im Wiener Rathaus hatten jedenfalls ihren Spaß, wie man sieht.
Diese Aufnahme gehört zu unseren Lieblingsbildern im neuen Prachtband
„Jonas Kaufmann". Die Autoren Christine Cerletti und Thomas Voigt laden auf
eine Bilderreise in die Welt des Opernstars. Die ist ungemein vielgestaltig,
was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass Kaufmann lässig zwischen deutschem,
italienischem und französischem Repertoire wechselt — und zwischendurch auch
gerne den Frack anlegt, um als Liedsänger zu reüssieren.
Bei all
diesen Aktivitäten macht der 50-Jährige stets Bella Figura. Ob als
Fierrabras in Schuberts gleichnamiger Oper in Zürich (2005) oder als
Lohengrin in Bayreuth (2010), als Dick Johnson in Puccinis „La Fanciulla del
West"in Wien (2013) und sogar als Parsifal in der greislichen Ausstattung
von Georg Baselitz in München. Man kommt nicht so schnell los von diesem
Opus fürs Auge - und hat immer ein Ersatzprogramm, wenn es an Karten
mangelt. Etwa für die Premiere von Korngolds „Die tote Stadt", in der
Kaufmann am Montag den Paul singt.
„Jonas Kaufmann" (Verlag für
moderne Kunst, 448 Seiten, 49 Euro)
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