Kurier, TV-Beilage, 6.7.2019
PETER JAROLIN
 
Happy Birthday, Hero!
 
Jonas Kaufmann. Der ORF feiert den 50. Geburtstag des Ausnahmekünstlers

Tenöre sind keine Wesen von dieser Welt!" Dies wusste schon der venezianische Dichter Carlo Goldoni (1707-1793) in seiner wunderbaren Komödie „Der Impresario von Smyrna". Und tatsächlich: Für viele Liebhaber der klassischen Musik, namentlich der großen Oper, sind Tenöre weit mehr als nur Sänger, die im Idealfall die richtigen Töne treffen sollten. Denn Tenöre sind die Helden in jedem Musikdrama. Oft strahlend, dann wieder gebrochen, der Sopranistin in meist tragisch endender Bühnenliebe verbunden, in stetem Kampf mit Baritonen oder Bässen und dem (unausweichlichen) Schicksal ausgeliefert.

Runde Sache
So wollten es viele Komponisten und Librettisten, so lieben es Menschen in aller Welt. Denn die komische Oper (mit Happy-End für alle Beteiligten) ist eine Sache; das große Drama aber fasziniert noch mehr. Denn die Welt liebt ihre Helden. Und einer ihrer größten feiert am 10. Juli seinen 50. Geburtstag: Der unvergleichliche Jonas Kaufmann. Und der ORF feiert naturgemäß mit, widmet dem „Jahrhundert-Tenor" (siehe Kasten) einen eigenen Programm-Schwerpunkt, der neben dem Giganten der Opernbühne auch den Privatmenschen Jonas Kaufmann in den Fokus rückt.

Denn der „private" — gibt es so etwas am Opernhimmel überhaupt? — Jonas Kaufmann ist ein sehr bodenständiger, geerdeter, oft auch nachdenklicher Mensch, der sein Familienleben über alles schätzt. Eben erst wieder Vater geworden —Kaufmann ist in zweiter Ehe mit der Regisseurin Christiane Lutz verheiratet- zieht es den gebürtigen Münchner immer wieder ins Stadion. Denn Kaufmann ist (wie übrigens auch Opernlegende Plácido Domingo) ein leidenschaftlicher Fußballfan. Selbstverständlich schlägt sein Herz für den FC Bayern München; diesem Verein hat er auch schon am Rasen ein kleines Ständchen dargebracht.

Große Rollen
Im Normalfall aber ist Jonas Kaufmann eher der Mann fürs Große. Für die großen Rollen seines Repertoires. Von Giuseppe Verdi bis Richard Wagner, von Giacomo Puccini bis Richard Strauss - Kaufmann ist bekanntlich längst im so genannten schweren Fach angekommen und setzt hier regelmäßig Maßstäbe.

Dass der Tenor auch den Liedgesang und die „leichte Muse" schätzt, beweist der Künstler nicht nur auf Tonträgern. „Mein Wien" heißt sein aktuelles Tourneeprogramm -Arien und Lieder von Johann Strauß und Robert Stolz stehen dabei im Zentrum. Am 14. Oktober 2019 live auch im Wiener Konzerthaus.

Stichwort „live": Ein Sänger braucht gute Nerven. Kaufmann hat sie, wie etwa ein Vorfall vor gut drei Jahren an der Wiener Staatsoper zeigt. Hier sang Kaufmann den Cavaradossi an der Seite von Diva Angela Gheorghiu. Als er die Arie „E lucevan le stelle" wegen des Jubels wiederholen musste, trat Gheorghiu kurz wütend ab. „Dov'e il soprano?" (Wo ist die Sopranistin?), sagte Kaufmann lakonisch. Für seine vielen Fans eher eine bedeutungslose Frage!






 
 
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