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Hamburger Abendblatt, 14.01.19 |
Maike Schiller |
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Elbphilharmonie-Konzert von Jonas Kaufmann hat Folgen
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Veranstalter und Künstler empfinden
Auftritt und Publikumsreaktionen als "bedrückend". Auswirkungen auf
Gestaltung des Spielplans.
Hamburg. Es war ein Abend, „der
komplett aus dem Ruder zu laufen drohte“, sagt Burkhard Glashoff, als
Geschäftsführer der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette verantwortlich für
die Klassik-Reihe ProArte. Glashoff, Veranstalter des heftig kritisierten
Jonas-Kaufmann-Konzerts in der Elbphilharmonie am vergangenen Sonnabend,
empfand den Auftritt und einige Publikumsreaktionen als „bedrückend“.
Einzelne Besucher hatten während Mahlers „Lied von der Erde" ihre Plätze
gewechselt oder den Saal verlassen, auch bei leisen Stellen und für das
übrige Publikum aufgrund der Architektur des Raumes gut hörbar und sichtbar.
Zwischenrufer hatten die Akustik bemängelt. Den Sänger hatte all das aus dem
Takt gebracht, er deutete im Abendblatt-Interview an, das nächste
Hamburg-Konzert in der Laeiszhalle und zunächst nicht mehr in der
Elbphilharmonie geben zu wollen. Erstmals stellt sich nun auch der
Veranstalter den Fragen, die sich nach diesem Abend stellen – und kündigt,
wie Jonas Kaufmann selbst, mögliche Konsequenzen an.
Hamburger
Abendblatt: Wie haben Sie als Veranstalter den Abend empfunden?
Burkhard Glashoff: Nachdem der Abend mit einer sehr konzentrierten
Aufführung des Orchesterwerks von Luciano Berio gut begonnen hat, ist die
Stimmung im Saal während der Darbietung des ‚Lied von der Erde‘ komplett
gekippt und es kam zu den beschriebenen Störungen und Zwischenrufen. Das war
für mich als Veranstalter schon sehr bedrückend und schmerzhaft, zumal man
in der Konzertsituation selbst nicht mehr einschreiten und dem Künstler
beistehen kann.
Wie geht man als Veranstalter im direkten
Anschluss an so ein Konzert mit dem Künstler um? Was ist da die erste
Reaktion?
Das ist natürlich eine Gratwanderung nach einem Abend,
der komplett aus dem Ruder zu laufen drohte. Christoph Lieben-Seutter und
ich haben anschließend mit großer Offenheit mit Jonas Kaufmann über die
Situation gesprochen, versucht, Ursachen zu benennen, die in der besonderen
Saalbeschaffenheit und Akustik der Elbphilharmonie liegen. Auf der anderen
Seite empfindet es Jonas Kaufmann auch als bedrückend, wenn eine kleine
Minderheit im Saal in einer Art und Weise reagiert, die die Spannung des
Konzerts für den Künstler und die überwältigende Mehrheit der Besucher
zerstört. Das hat Kaufmann, dem die wunderbare Musik Gustav Mahlers ganz
besonders am Herzen liegt, schon sehr belastet.
Warum werden
überhaupt Karten verkauft, die hinter der Bühne sind, wo die Zuschauer
dieses Konzertes den Klang ja deutlich bemängelt haben?
Es ist
ja nicht so, dass die Plätze seitlich oder hinter der Bühne grundsätzlich
schlecht sind. Abhängig vom Repertoire, der Orchesterbesetzung und der
jeweiligen Balance kann man auf diesen Plätzen durchaus einen
uneingeschränkten Konzertgenuss und eine unmittelbare Nähe zu den Künstlern
erleben. Dass dies im Konzert am vergangenen Samstag nicht der Fall gewesen
ist, tut uns aufrichtig leid und ist sicherlich zum Teil einer nicht idealen
Balance zwischen Orchester und Solist geschuldet. Vielleicht ist aber auch
eine Erkenntnis des Abends, dass ein so sensibles und ungewöhnlich
orchestriertes Werk wie das ‚Lied von der Erde‘ in der Elbphilharmonie nicht
besonders gut funktioniert.
Haben Sie Verständnis für den Unmut
der Zuschauer?
Wir haben vollstes Verständnis für die
Enttäuschung von Besuchern, die sich auf einen Abend mit Jonas Kaufmann
gefreut haben und die Elbphilharmonie mit dem Gefühl verlassen haben, den
Künstler nicht gut gehört zu haben. Für Zwischenrufe und das demonstrative
Aufstehen an besonders leisen Stellen fehlt mir allerdings jedes
Verständnis; das ist nicht nur den Künstlern gegenüber respektlos, sondern
hat darüber hinaus der Mehrheit der Besucher den Konzertbesuch versaut.
Sind die Karten auf diesen Plätzen günstiger?
Die Karten
hinter der Bühne sind in der Tat günstiger als im Parkett. Allerdings ist
die Einteilung der Preisgruppen vom Haus vorgegeben und für alle
Veranstaltungen identisch.
Jonas Kaufmann, der Künstler des
Abends, äußerte Verständnis dafür, dass sich einzelne Zuschauer „wie Zuhörer
2. Klasse fühlten“. Ist das eine Einschätzung, die Sie teilen?
Wir teilen sein Verständnis für Besucher, die das Gefühl hatten, den
Künstler nicht gut zu hören und damit von einem uneingeschränkten
Konzertgenuss ausgeschlossen zu sein.
Hat dieses Konzert
beziehungsweise haben die Reaktionen darauf etwas ausgelöst? Ändern Sie für
die Zukunft etwas?
Das Konzert hat uns in einer schmerzhaften
Art und Weise bestätigt, wie sensibel Gesangsthemen in der Elbphilharmonie
zu handhaben sind. Während wir schon sehr beglückende Erfahrungen mit
Arienabenden (z. B. unlängst mit Cecilia Bartoli) und konzertanter Oper
gemacht haben, ist das Thema ‚Lied‘ in der besonderen Akustik der
Elbphilharmonie schwierig, und das gilt seit Samstag auch für das
‚Orchesterlied’. Dies werden wir bei der Programmierung in Zukunft noch
stärker berücksichtigen.
Sind Sie mit Jonas Kaufmann, der
andeutete beim nächsten Mal nicht in der Elbphilharmonie zu singen, im
Gespräch für ein Konzert in der Laeiszhalle?
Wir waren in der
Tat schon vor dem problematischen Konzert am Samstag im Gespräch mit Jonas
Kaufmann über zukünftige Konzerte in der Laeiszhalle, insbesondere wenn es
sich dabei um Liederabende handelt.
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