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Concerti, Juni 2015 |
von Gregor Burgenmeister |
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Blind gehört - Der Liedbegleiter Helmut Deutsch hört und kommentiert CDs von Kollegen, ohne dass er erfährt, wer spielt.
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Auszug über Jonas Kaufmann gespielt wurde Korngold: Die
tote Stadt, Duett
(Beim Einsatz der Sopranistin): Aber die habe ich nicht persönlich kennen
gelernt? Hätte ich aber gern! Ich finde beide richtig gut, weil sie das so
klassisch singen. Das kann ja entsetzlich kitschig klingen, aber hier ist
das so pur - irre gut! Ich habe zwar die CD, aber mit wem singt der Jonas
das denn hier? Er ist halt doch ein wahnsinnig guter Sänger, der Herr
Kaufmann (lacht)! Julia Kleitner? Da bin ich überrascht, denn ich habe sie
nur einmal mit etwas ganz anderem gehört habe, nämlich in der
Matthäus-Passion. Da war ich nicht so begeistert, aber das hier ist sehr
überzeugend! Kaufmann war auch vier Jahre ein Student von mir. Das war
natürlich ein Glücksfall, als er vor zehn Jahren plötzlich so berühmt wurde:
Es ist ja auch ein Medien-Phänomen, dass man einen Enddreißiger „entdecken"
kann als neuen, jungen deutschen Tenor, der zufällig schon zehn Jahre auf
sehr hohem Niveau an großen Häusern gesungen hat. Natürlich sah er gut aus
und hat phantastisch gesungen. Wir haben schon vor siebzehn, achtzehn Jahren
gemeinsame Liederabende gemacht. Ich bin ganz beglückt, dass ich - bis auf
ganz kleine Ausnahmen wie beispielsweise Barenboim - der einzige Pianist
bin, mit dem er arbeitet. Wir sind wirklich sehr eng befreundet und kennen
uns schon seit unfassbaren 24 Jahren. Ich sage ihm alle Jahre wieder: Jonas,
Du musst Dich jetzt einmal umschauen, ich werde nicht ewig spielen, ich
werde schließlich im Dezember 70 Jahre alt! Er sagt dann immer, das sei
Quatsch - gut, mir soll es recht sein. Die Nörgler sagen über ihn, die
Stimme sei kein Tenor, aber den Bariton möchte ich sehen, der solche Höhen
hat! Die Dunkelheit ist für mich fast ein Adelsabzeichen. Das Erstaunliche
bei Jonas ist: Je schwerere Sachen er singt, desto leichter fallen ihm Dinge
wie die Petrarca-Sonette von Liszt. Die unglaublichen Farben, die Jonas hat,
faszinieren mich, das ist einfach so geworden mit der Zeit. Jonas ist ein
bewundernswerter Künstler und Mensch. Ich kann nur hoffen (klopft auf den
Tisch), dass das noch ein bisschen weiter geht. Aber von der Julia Kleiter
bin ich hier schwerst beeindruckt!
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