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tz, 30.06.2014 |
Matthias Bieber |
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Netrebko, Kaufmann & Abdrazakov auf dem Königsplatz
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München - Im kommenden Sommer wird das einzige Open-Air-Event mit Anna Netrebko, Jonas Kaufmann, Dmitri Hvorostovsky und zwei Mitsängern auf dem Münchner Königsplatz stattfinden. |
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München muss es sein, sagt der DEAG-Chef und Konzertveranstalter Peter
Schwenkow. „20.000 Leute auf dem Königsplatz sind besser für uns als 20.000
auf der Berliner Waldbühne.“ Und so wird im kommenden Sommer das einzige
Open-Air-Event mit Anna Netrebko, Jonas Kaufmann, Dmitri Hvorostovsky und
zwei Mitsängern auf dem Königsplatz stattfinden. Zum wohlfeilen Kartenpreis
ab 39 Euro (Kontingent: übersichtliche 500 Stück). Die nächste Kategorie: 49
Euro (nicht ganz so übersichtliche 1000 Stück). Also: Sputen Sie sich, falls
Sie die Stars mit Opern-Arien hören wollen. Der Vorverkauf läuft ab sofort.
Dann ist Münchens Lokalmatador Jonas Kaufmann dran. Nachdem die gut
gelaunte derzeitige Lady Macbeth an der Staatsoper – Anna Netrebko – ein
zuckersüßes „Hello!“ zur Begrüßung serviert hat. Jedoch: „Jonas soll
beginnen. Der ist smarter.“
Und der lässt sich auf der gestrigen
Pressekonferenz nicht zweimal bitten. „Ich liebe Oper – es ist ja nicht so,
dass ich heimgehe und sage: um Gottes willen, jetzt bitte keine Oper mehr!
Je häufiger man eine Oper hört, desto schöner, bewegender wird sie. Ich bin
überzeugt, trotz mancher Unkenrufe: Oper wird nicht totzukriegen sein.“
Er habe auch im Bekanntenkreis Leute, die wissen, was er tue – aber nie
und nimmer ein Opernhaus von innen sehen würden. „Ich kann das nicht
begreifen. Jeder zappt zu Hause an der Fernbedienung und weiß teilweise gar
nicht, was da läuft. Jeder kauft sich eine Kinokarte. Aber bei der Oper
meint jeder: Da muss ich mich vorbilden, da muss ich schlau sein, da darf
ich mich nicht falsch verhalten, sonst macht man sich zum Narren. Und
deshalb machen wir Klassik auf dem Königsplatz. Das ist ein idealer Moment,
um neues Publikum zu generieren. Eine Einstiegsdroge.“
Da man sich ja
stimmlich weiterentwickle, werden die großen Brocken geboten, „die sofort
vom Stuhl reißen“ (Kaufmann): Verdi, Puccini, Tschaikowsky …
Für
Netrebko ist es der vierte Auftritt auf dem Königsplatz. „Dieses Mal haben
wir fünf tolle Stimmen, vom Bass bis Sopran je eine Stimmlage. Das wird ein
wundervolles, aufregendes Programm.“ Proben müsse man da kaum. Ein, zwei
Termine sind angesetzt. „Wir kennen die Stücke ja schon, das wird keine
schwere Sache“, sagt die Star-Sopranistin.
Neu im Ring ist Ildar
Abdrazakov, derzeit unser Banco im Macbeth: „München ist einer der schönsten
Städte in Europa – und das herrliche Opernhaus hat eine herausragende
Akustik“, sagt er.
Wer auf dem Königsplatz welches Orchester
dirigieren wird, wird übrigens im September nachgereicht.
Ob man
wirklich neue Leute für die Oper begeistern kann mit Arien- und
Ensemblehäppchen? Denn was in einer Arie abläuft, weiß man ja erst, wenn man
sie im Zusammenhang hört. Jonas Kaufmann gibt uns teilweise recht, aber:
„Wir müssen es schaffen, von der ersten Note an mittendrin zu sein in der
Szene, wie auf Knopfdruck die Stimmung zu transportieren. Wenn man das
schafft, fühlt das Publikum sofort, um was es geht. Auch, wenn es nicht
einmal die Sprache versteht. Das ist ja auch das Faszinierende an Klassik.“
Das Schlusswort gebührt Anna Netrebko: „Solche großen Open-Air-Events
machten mich früher nervös, weil sie so anders waren. Aber ich habe gelernt,
sie zu lieben.“
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